- Förderung der Zusammenarbeit mit Polen
- Politischer Rahmen
- Schwerpunkte der Zusammenarbeit
- Zusammenarbeit im Rahmen der EU
Förderung der Zusammenarbeit mit Polen
Das BMBF und das polnische Wissenschaftsministerium MNiSW vereinbarten 2016 ein gemeinsames Förderprogramm zur Digitalisierung der Wirtschaft. Zentrale Akteure sind hierbei insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Startups. Schwerpunkt der ersten 2+2 Förderbekanntmachung 2018 war die „Digitalisierung der Medizintechnik/ Gesundheitsforschung“. Die 5 ausgewählten Projekte liefen zwischen 2019 und 2022. Im März 2021 wurde eine zweite Förderbekanntmachung „Digital Green Tech“ mit Schwerpunkt auf „Smart Villages“ veröffentlicht. 4 Projekte werden seit Mitte 2022 gefördert.
Das BMBF hat vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung 2004 das Förderprogramm "Internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung, Region Mittel-, Ost- und Südosteuropa" („Regionalausschreibung“) aufgelegt, mit dem Forschungsprojekte deutscher Wissenschaftler/-innen mit Partnern aus Mittel- und Osteuropa gefördert werden. Gegenwärtig läuft ein vergleichbares Nachfolgeprogramm unter dem Namen „Integration der Region Mittelost- und Südosteuropa in den Europäischen Forschungsraum“ (Bridge2ERA2021). Ziel dieser Projekte ist eine gemeinsame Projektantragstellung in den Förderprogrammen des BMBF oder im Rahmen vonHorizont Europa. Bei dem vom BMBF zwischen 2010 und 2015 laufenden Förderprogramm „Ideenwettbewerb zum Auf- und Ausbau innovativer FuE-Netzwerke mit Partnern in Ostseeanrainerstaaten - Circum Mare Balticum –“ („Ostseeausschreibung“) zur Initiierung von interdisziplinären, innovativen FuE-Netzwerken im Ostseeraum mit beteiligten sich polnische Institutionen zusammen mit Partnern aus Estland, Lettland, Litauen und den nordischen Ländern.
Politischer Rahmen
Polen ist aufgrund seiner wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Deutschland der wichtigste Partner Deutschlands unter den mittel- und osteuropäischen Ländern. Die deutsch-polnische Forschungszusammenarbeit basiert auf dem Abkommen für die Wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit (WTZ) vom 10. November 1989. Kooperationspartner auf Regierungsebene für das BMBF ist das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulen (MNiSW).
Anlässlich der 16. Deutsch-Polnischen Regierungskonsultationen in Warschau unterzeichneten Bundeskanzler Olaf Scholz und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk am 2. Juli 2024 einen gemeinsamen Aktionsplan. Deutschland und Polen bekräftigen darin ihre Absicht, die engen und vertrauensvollen Beziehungen fortzusetzen und zu vertiefen.
Der Aktionsplan macht deutlich: Wissenschaft und Forschung sind zentrale Säulen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit. Diese Kooperation soll intensiviert und weiter ausgebaut werden – sowohl bilateral als auch europäisch. Beide Länder möchten durch gemeinsame Investitionen eine starke Grundlage für Wissenschaft, Forschung und Innovation schaffen und so den Wohlstand, die Wettbewerbsfähigkeit und die technologische Souveränität Polens, Deutschlands und Europas sichern.
Schwerpunkte der Zusammenarbeit
Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung DPWS
Im Juni 2008 wurde ein Regierungsabkommen über die Zusammenarbeit in der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung unterzeichnet. Die Stiftung wird gemeinsam von Bund, dem Land Brandenburg und der Republik Polen getragen. Sie unterstützt Vorhaben vorrangig im Bereich der Geistes-, Kultur- sowie der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, die in deutsch-polnischer Zusammenarbeit von Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beider Länder entwickelt und umgesetzt werden. Das Stiftungskapital beträgt rund 50 Millionen Euro. Polens Zustiftung beträgt derzeit 10 Millionen Euro. Über 440 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 12,6 Millionen Euro hat die DPWS seit Beginn ihrer Tätigkeit bis November 2023 gefördert. Im Rahmen einer Sonderausschreibung zum Thema „Stabilität und Veränderung der Kommunikation in den gegenwärtigen deutsch-polnischen Beziehungen“ fördert die Stiftung gegenwärtig zwei Forschungsvorhaben. Das Änderungsabkommen vom 21.06.2023 ermöglicht der Stiftung so genannte Sonderausschreibungen, die sich den deutsch-polnischen Beziehungen in Vergangenheit und Gegenwart widmen.
Dioscuri
Das BMBF fördert die Entwicklung wissenschaftlicher Exzellenz in Polen (und in Tschechien) mit dem von der Max-Planck-Gesellschaft umgesetzten Förderprogramm Dioscuri für herausragende Forscherinnen und Forscher. Dioscuri soll innovative Forschungsfelder und internationale Exzellenzstandards etablieren. Es soll darüber hinaus zu einer „Brain Circulation“ in Europa beitragen und den Europäischen Forschungsraum (EFR) insgesamt stärken. Seit Beginn des Programms 2017 sind acht Dioscuri-Zentren in Polen entstanden, fünf davon in Warschau und drei 2023 in Krakau.
Kooperation in den Klinischen Neurowissenschaften
Gemeinsame Ausschreibungen in den Neurowissenschaften von BMBF und dem polnischen Ministerium für Wissenschaft und Hochschulwesen fanden 2002 und 2006 statt, aus denen über 20 deutsch-polnische Projekte hervorgingen. Die bilateralen Aktivitäten liefen bzw. laufen im Rahmen der europäischen Koordinierungsmaßnahmen ERA-Net NEURON, ERA-NET NEURON II sowie Neuron Cofund und Neuron Cofund2 (bis 2025) weiter.
Werbung für den Innovationsstandort Deutschland (Research in Germany)
Das BMBF war in den Jahren 2005 bis 2018 (außer 2015) auf der Messe POLECO/ POL-ECO-SYSTEM in Posen vertreten. Das BMBF präsentierte auf seinem Messestand jeweils rund 25 ausgewählte deutsche Forschungseinrichtungen, Multiplikatoren und Förderorganisationen. Als Nachfolgeveranstaltung für die Messebeteiligungen wurde ein wissenschaftliches Symposium im September 2019 in Warschau durchgeführt. Anlass war das 30-jährige WTZ-Jubiläum.
Forschung zur Nachhaltigkeit
Im Mai 2008 fand die „1st German-Polish Conference on Research for Sustainability“ in Warschau statt. Dabei wurde ein Abkommen zwischen dem BMBF und dem MNiSW über die Kooperation auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsforschung unterzeichnet. Im November 2010 fand in Posen das „2nd German – Polish Forum on Eco-Innovation“ im Rahmen der BMBF-Beteiligung an der internationalen Umweltmesse POLECO statt. Deutsch-polnische Bekanntmachungen wurden 2011 und 2016 veröffentlicht. 16 bilaterale Projekte wurden gefördert. Im September 2019 wurde ein Workshop dieser Projekte in Warschau im Rahmen des 30-jährigen WTZ-Jubiläums veranstaltet.
Deutsch-Polnisches Forschungsforum | Wissenschaftsplattformen
Im April 2008 fand in Leipzig das Deutsch-Polnische Forschungsforum im Beisein der damaligen Ministerinnen Schavan und Kudrycka statt. Im Mittelpunkt standen die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Stärkung von Partnerschaften und Netzwerken. Im Oktober 2016 fand in Posen die Deutsch-Polnische Wissenschaftsplattform „On the road to innovative Europe“ als Folgeveranstaltung des Forschungsforums statt. Eine Deutsch-Polnisch-Tschechische Wissenschaftsplattform fand im Oktober 2021 in Dresden statt. Zentrale Themen dieser hochrangig besetzten Veranstaltung waren der Strukturwandel im Dreiländereck sowie das neue EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa.
Zusammenarbeit im Rahmen der EU
Entsprechend der Bedeutung, die Forschung und Technologie in beiden Ländern zukommt, hat sich die Zusammenarbeit in diesem Bereich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt. Polen war innerhalb von Horizont 2020 an 1.894 Projekten beteiligt; 1.254 davon liefen mit deutscher Beteiligung. Fachliche Schwerpunkte der polnischen Beteiligung lagen in den Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnologien und der Energie sowie des Transports. Für Polen war Deutschland nach Spanien und Italien der wichtigste Kooperationspartner in Horizont 2020. Die intensive deutsch-polnische Zusammenarbeit setzt sich auch in Horizont Europa fort (Im März 2024 betrug die Zahl der Projekte mit polnischer Beteiligung 902, davon 628 mit deutscher Beteiligung.). Die Internationalisierung und Vertiefung der europäischen Integration sind die Chancen für die deutsche Wissenschafts- und Forschungslandschaft und für die Wirtschaft.