Tschechische Republik

Die Tschechische Republik verstärkt weiterhin ihre strategischen FuE-Investitionen. Dadurch will das Land zu den europäischen Innovationsführern aufschließen, Deutschland ist auf diesem Weg ein zentraler strategischer Partner. Von den Stärken beider Länder in Wissenschaft und Wirtschaft soll der Europäische Forschungsraum (EFR) profitieren.

Panoramablick über Prag © Daniel Geyer / DLR

© Daniel Wollmann / DLR

Förderung der Zusammenarbeit

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Zusammenarbeit deutscher Einrichtungen mit tschechischen Partnern durch verschiedene Förderbekanntmachungen .

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Politischer Rahmen – Nationale Strategien

Die tschechische Regierung wirft ihren Blick längst über die siebenjährigen EU-Förderzeiträume hinaus. 2019 wurde die langfristige Innovationsstrategie 2019-2030 verabschiedet, Kernausrichtung darin ist, im Jahr 2030 zu den europäischen Innovationsführern nach Maßstäben des European Innovation Scoreboard (EIS) zu gehören. Innerhalb eines Jahrzehnts strebt die Tschechische Republik somit an, als derzeitiger moderater Innovator mit ca. 90% des EU-Durchschnitts der Innovationsleistung in die Gruppe der führenden Länder mit einem Rang von über 125% des EU-Durchschnitts vorzustoßen. Auch die Ende des Jahres 2020 verabschiedete FuE-Strategie 2021+ ist entsprechend diesem Fernziel verpflichtet, so stehen verbesserte Finanzierung sowie verbessertes Management von FuE als zentrale Zielrichtung in diesem Dokument.

Die Tschechische Republik ist als Nachbarland Deutschlands ähnlich stark industriell geprägt, insbesondere durch die Maschinen- und Automobilbaubranche. Vergleichbar zu Deutschland ist das Land daher bestrebt, diese traditionellen Wirtschaftsstärken durch strategische Innovationspolitik zu sichern und auszubauen. Wichtiges Element dieser strategischen Ausrichtung ist auch die tschechische KI-Strategie von 2020. Der Stellenwert Deutschlands als strategisches Partnerland wird untermauert durch den 2015 etablierten Strategischen Dialog beider Länder über die gesamte Breite der bilateralen Beziehungen, gemeinsame FuE-Aktivitäten spielen darin eine herausragende Rolle.

Spektrum von Wissenschaft und Forschung

Die Tschechische Republik verfügt – vorrangig in der Hauptstadt, aber auch darüber hinaus – über eine Reihe renommierter Universitäten, allen voran die Prager Karls-Universität, die wie die Heidelberger Universität auf eine Gründung im 14. Jahrhundert zurückblickt. Prag beheimatet beinahe die Hälfte aller tschechischen Hochschulen, zweitwichtigste Universitätsstadt ist Brünn mit sechs Einrichtungen. Darüber hinaus finden sich renommierte Hochschulen ebenso in z.B. Pilsen, Mlada Boleslav oder Ostrava.

Zentrale Wissenschafts- und Forschungseinrichtung ist die Akademie der Wissenschaften (AV CR), die auf 130 Jahren seit Gründung zurückblickt. Die Akademie mit ihren aktuell 52 Instituten und ca. 8.000 Mitarbeitenden trägt ca. ein Drittel aller tschechischen wissenschaftlichen Publikationen bei. Mit ihrer Strategie „AV21 – Spitzenforschung im öffentlichen Interesse“ hat sie sich eine angewandte Ausrichtung gegeben, die an wirtschaftlicher Verwertung und gesellschaftlichem Nutzen orientiert ist.

Eine moderne Forschungsinfrastruktur hat die Tschechische Republik mit EU-Mitteln im Förderzeitraum 2007-2014 finanziert und etabliert. So wurden acht FuE-Exzellenzzentren neu eingerichtet und ca. 40 bestehende regionale FuE-Zentralen ausgebaut. Die Exzellenzzentren, zumeist in Nachbar- und Trägerschaft von Hochschul- und/oder Akademieinstituten angesiedelt, sind den Themenfeldern Laserphysik, Großrechneranlagen, Nanotechnologien und Gesundheit gewidmet.

Unter den bedeutendsten Einrichtungen ist vorrangig „ELI Beamlines“ als tschechische Teilanlage von „Extreme-Light-Infrastructure“ zu nennen, der ersten und bisher einzigen europäischen Forschungsinfrastrukturanlage, die nur in den neuen osteuropäischen Beitrittsländern errichtet und betrieben wird. Die Anlage nahe Prag beherbergt den weltweit stärksten Laser und ermöglicht neuartige Forschung insbesondere in den Bereichen Materialwissenschaften, Astrophysik und Biomedizin. Außerhalb Prags ist mit dem CEITEC (Central European Institute of Technology) das Nanotechnologie- bzw. Umweltzentrum in Brünn angesiedelt, in Ostrava steht mit „IT4Innovations“ die zentrale Großrechneranlage für die tschechische Forschungslandschaft.

Schwerpunkte in der Zusammenarbeit

Das BMBF und das tschechische Bildungs- und Forschungsministerium MŠMT starteten 2015 eine deutsch-tschechische Konferenzreihe zur Vernetzung deutscher Forschungseinrichtungen mit den tschechischen Exzellenzzentren und stellten sie in den Rahmen des deutsch-tschechischen Strategischen Dialogs. Die Auftaktveranstaltung im Februar 2015 in Prag adressierte die Themenfelder Materialphysik, Informations-/Kommunikationstechnologien (IKT) und Umweltforschung. Im Januar 2017 fand die zweite Konferenz, mit Thematik Energiespeicherung und -versorgung, in Erlangen statt, erneut nahmen ca. 100 Fachleute aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft beider Länder teil. Im Mai 2019 wurde die Reihe in Brünn fortgesetzt und befasste sich mit den Forschungsfeldern Nanotechnologien, neue Materialien und Mobilität 4.0. Die Fortführung der Konferenzreihe, zunächst mit erneuter Ausrichtung in Deutschland, ist vorgesehen.

Im November 2019 wurde nach 2017 eine zweite bilaterale EUREKA-Bekanntmachung – als erneutes Nachfolgeangebot zur Konferenzreihe zwischen BMBF und tschechischem Ministerium MŠMT – veröffentlicht. Mit 17 Projektvorschlägen in den Themenfeldern Nanotechnologien, neue Materialien und Digitalisierung erreichte die Bekanntmachung eine hohe Beteiligung. Fünf ausgewählte Projekte starteten zwischen Ende 2020 und Anfang 2021.

Gemeinsame Impulse für den Europäischen Forschungsraum

Die tschechischen Hochschulen und Akademieinstitute sind an Projekten des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizont 2020 intensiv beteiligt. An diesen Vorhaben mit tschechischer Beteiligung sind deutsche Einrichtungen mit etwa 70 % sehr stark vertreten, damit auf gleichbleibend hohem Niveau wie schon im 7. Forschungsrahmenprogramm. Deutschland ist vor Frankreich und Italien das eindeutig vorrangige Partnerland. Den thematischen Schwerpunkt der gemeinsamen Projekte bilden die Themenfelder Transport, gefolgt von Energie und IKT.

Ein wegweisendes gemeinsames Vorhaben ist „RICAIP“ (Research and Innovation Centre on Advanced Industrial Production), das in der Zeit von 2019 bis 2026 im Rahmen von Horizont 2020 durchgeführt wird. Beteiligt sind von tschechischer Seite das Informatikinstitut der Tschechischen Technischen Universität Prag (CIIRC CVUT) und das Brünner Exzellenzzentrum CEITEC, auf deutscher Seite das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA). Durch dieses Projekt soll der Grundstein für eine Forschungsinfrastruktur mit Partnern aus ganz Europa gelegt werden. Die Anwendungsfelder werden sich auf Künstliche Intelligenz, Robotik, Maschinelles Lernen und Computerwissenschaften erstrecken.