Bulgarien

In der Folge des EU-Beitritts 2007 hat Bulgarien den Ausbau seiner Innovationsfähigkeiten und Technologiekompetenzen vorangetrieben, dies spiegelt sich in internationalen Leistungskennwerten positiv wieder. Impulse bulgarischer Spitzenforschung strahlen auf die europäische Ebene aus. Kooperationen mit deutschen Einrichtungen besitzen hohen Stellenwert.

Universitätsgebäude in Sofia

© koruin / iStock / Thinkstock

Förderung der Zusammenarbeit

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Zusammenarbeit deutscher Einrichtungen mit bulgarischen Partnern durch verschiedene Förderbekanntmachungen .

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zu den Unterstützungsleistungen des Internationalen Büros haben.

Politischer Rahmen – Indikatoren, Strategien, Prioritäten

Die Forschungs- und Innovationsleistung Bulgariens hat sich in den letzten zehn Jahren in vielerlei Hinsicht deutlich gesteigert. So weist das European Innovation Scoreboard seit 2012 eine Innovationsverbesserung von ca. 8 % aus, auch wenn Bulgarien damit nach wie vor in der untersten Gruppe der „bescheidenen Innovatoren“ mit einer Innovationsleistung von unter 50% des EU-Durchschnitts verbleibt. Das letzte Jahrzehnt zeigt zudem einen überwiegend steigenden Forschungs- und Entwicklungs-Anteil am BIP, er liegt nach 0,57 für 2010 aktuell bei 0,84 %. Auch der letzte Global Competitiveness Report 2017/2018 weist eine weitere Verbesserung um einen Rang auf aktuell 49 aus.

Diese Fortschritte wurden ermöglicht und verstärkt durch die Maßnahmen und Anstrengungen im Rahmen der Nationalen FuE-Strategie 2014-2020. Unter dem Titel „Bessere Wissenschaft für ein besseres Bulgarien“ wurden breite Aktivitäten aufgelegt, um landesweit Einrichtungen und Personal darin zu fördern, eine nachhaltige Modernisierung der Forschung vorzunehmen. Dies soll insbesondere dazu dienen, exzellente junge Wissenschaftler zu gewinnen und im Land zu halten sowie ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Prioritäre Forschungs- und Innovationsthemen wurden etwa bei Energietechnologien, Mechatronik, Umwelttechnologien, Lebensqualität/Gesundheit, Werkstoffforschung und IKT verortet.

Spektrum von Wissenschaft und Forschung

Die renommierten Universitäten Bulgariens finden sich vorrangig in der Hauptstadt Sofia, weiterhin in Plovdiv und Varna. Hohe Bekanntheit haben die St. Kliment Ohridski Universität und die Technische Universität in Sofia sowie die Universität "Paisii Hilendarski" in Plovdiv.

Zudem spielt die Bulgarische Akademie der Wissenschaften (BAS) eine traditionell zentrale Rolle. Mit ca. 3.000 Beschäftigten – das sind ca. 15% der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Bulgariens – erzielt sie mehr als die Hälfte aller wissenschaftlichen Publikationen Bulgariens. Dabei verortet sich die BAS nicht vorrangig in der Grundlagenwissenschaft, sie sieht ihre Rolle gerade auch in der Förderung von Innovation im Dienste der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Die Forschungsschwerpunkte der zumeist in Sofia beheimateten 42 Akademieinstitute liegen insbesondere in den Bereichen IKT, Energiewissenschaften, Nanotechnologien/Neue Materialien und Biomedizin.

Ein Vorzeigeprojekt in der Umsetzung von Wissenschaft und Forschung in marktgängige Innovation in Bulgarien stellt der Sofia Tech Park dar. Fünf führende Hochschulen Sofias bündeln hierin ihre Innovationsbestrebungen, so die Universität St. Kliment Ohridski, Technische Universität, Medizinische Hochschule, Universität für National- und Weltwirtschaft und die Finanzhochschule. Wichtigster Teil neben einem Komplex von 11 Forschungslaboren und einem „Experimentarium“ mit Ausstellungsflächen und Technikmuseum sind die derzeit 43 Start-ups im Inkubator.

Kooperation und Potenziale im Rahmen der EU

Viele der bulgarischen Hochschulen und Akademieinstitute sind stark in europäischen Kooperationen engagiert, mit auch zahlreichen Beteiligungen im Rahmen von Horizont 2020. Zudem gehen von ihnen weiterreichende europäische Impulse aus. So sicherte sich Bulgarien mit seinen Kompetenzen in der Informatik einen der Hochleistungsrechner-Standorte der europäischen Großinfrastruktur EuroHPC. Dieser Gebäudekomplex mit einem der fünf Großrechner der Peta-Klasse mit 1015 Rechenvorgängen pro Sekunde wurde im Sofia Tech Park angesiedelt. In Plovdiv wurde das EU-geförderte Forschungszentrum CPSBB (Center of Plant Systems Biology and Biotechnology) eingerichtet, in Nachbarschaft u.a. des Labors für Metabolomik des Akademieinstituts „Stephan Angeloff“ (IMicB). Gemeinsam mit internationalen Partnereinrichtungen wird Grundlagen- und Angewandte Forschung zur Pflanzensystembiologie umgesetzt.

Deutsche Wissenschafts- und Forschungsakteure nutzen die Kooperationspotenziale mit Bulgarien auf vielfältige Weise. So erhöhte sich der Anteil gemeinsamer Beteiligungen deutscher und bulgarischer Einrichtungen im Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 im Vergleich zu seinem Vorgänger FP7 erheblich. Die deutsche Mitwirkung an bulgarischen Projektbeteiligungen stieg von 63% auf 69%, Deutschland ist damit wichtigster Partner im Rahmen von Horizont 2020. Thematischer Schwerpunkt der gemeinsamen Vorhaben ist die Energietechnologie. An den Forschungsnetzwerken von EuroHPC und CPSBB sind zudem bereits zahlreiche deutsche Einrichtungen engagiert, sei es im Rahmen der Großrechnerverbünde oder im Kreis der Projektpartner. Maßgebliche Vorarbeiten am Aufbau des CPSBB waren dabei durch deutsche Einrichtungen bereits über das EU-Teaming-Projekt „PlantaSYST“ geleistet worden.