Niederlande

Forschung, Entwicklung und Innovation spielen in den Niederlanden eine wichtige Rolle. In den Bereichen Wissenschaft und Technologie sind die Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden nicht formalisiert. Beide Länder pflegen intensive und freundschaftliche Nachbarschaftsbeziehungen; die grenzüberschreitende regionale Zusammenarbeit ist auf vielen Gebieten von großer Bedeutung.

Universität in Groningen

Universität Groningen © sharifphoto / iStock / Thinkstock

Förderung der Zusammenarbeit

Im Rahmen des Europäischen Forschungsraumes (EFR), geschieht die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Niederlanden weitgehend in direktem Kontakt zwischen Forscherinnen / Forschern und Forschungseinrichtungen, ohne dass es besonderer staatlich unterstützter Kontaktanbahnung bedarf. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in der Unterstützung des Auf- und Ausbaus von Netzwerken.

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Politischer Rahmen

Indikatoren, Strategien und Programme

Die Niederlande gehören laut „Global Competitiveness Report 2020“ weiterhin zu den wettbewerbsfähigsten, innovativsten und anpassungsfähigsten Nationen weltweit.

Auf europäischer Ebene hat sich der Status der Niederlande jedoch erstmalig nach fünf Jahren geändert. Gehörten sie bislang der Gruppe der „Innovation Leaders“ (Innovationsleistung über dem EU-Schnitt) an, führen die Niederlande im aktuellen „European Innovation Union Scoreboard“ 2021 nunmehr die zweite Gruppe der „strong innovators“ vor Deutschland an. Der Leistungsrückgang im Jahr 2021 ist das Ergebnis einer geringeren Leistung beim Verkauf innovativer Produkte, Produktinnovatoren, Beschäftigung in innovativen Unternehmen, PCT-Patentanmeldungen und staatlicher Unterstützung für Unternehmens-FuE.

Die Niederlande belegen bei Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) innerhalb der EU einen mittleren Platz: Der FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag bei 2,29 % (geschätzt für 2020; Eurostat 2022) (Lissabon-Ziel: 2 % des BIP für FuE) und lag damit leicht unter dem EU27-Durchschnitt (geschätzt 2,32 %). Um KMU stärker am Innovationsprozess zu beteiligen, bietet die niederländische Regierung unter anderem bereits seit 2005 im Rahmen des Small Business Innovation Research (SBIR)-Programms finanzielle Unterstützung für Kleine und Mittlere Unternehmen und stimuliert auf diese Weise Innovationen.

Forschungs- und Innovationslandschaft

Die Struktur des niederländischen Forschungssystems basiert auf drei Ebenen. Ebene eins beschreibt die politischen Institutionen, die die Leitlinien für die Forschungspolitik aufstellen. Auf der zweiten Ebene sind die wichtigsten Fördereinrichtungen. Ebene drei wird von den Akteuren in Forschung und Innovation selbst eingenommen. Neben dem Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Ministerie van Onderwijs, Cultuur en Wetenschap (OCW)) und dem Ministerium für Wirtschaft und Klima (Ministerie van Economische Zaken en Klimaat (EZ)) sind weitere Ministerien über ihre Ressorteinrichtungen auf den Gebieten Forschung, Entwicklung und Innovation tätig. Ein Großteil der öffentlichen Förderung fließt direkt als institutionelle Förderung an Universitäten und Forschungsinstitute beziehungsweise an die NWO, die KNAW und die TNO.

Die NWO (Netherlands Organisation for Scientific Research) fördert die wissenschaftliche Qualität und Innovation in der Forschung und initiiert neue Entwicklungen. Ihr Fokus liegt in erster Linie auf der Forschung an Universitäten. Zu Beginn des Jahres 2019 wurde ein zweijähriger Umstrukturierungsprozess abgeschlossen. Die NWO ist jetzt transdisziplinärer aufgestellt, verfügt über neun eigene Forschungsinstitute und ist in vier Fachbereiche (Science, Social Sciences and Humanities, Applied and Engineering Sciences, The Netherlands Organization for Health Research and Development) gegliedert.

Die KNAW (Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences) dient als Forum für die wissenschaftliche Gemeinschaft der Niederlande und als Dachorganisation für 19 Forschungsinstitute im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Lebenswissenschaften. Sie fördert nationale und internationale Forschungskooperationen, betreibt Qualitätssicherung und fungiert ferner als Beratungsgremium für die Regierung.

Die TNO (Nederlandse Organisatie voor toegepast-natuurwetenschappelijk onderzoek opgericht) fokussiert sich auf sozial und wirtschaftlich relevante Themen sowie auf aktuelle Innovationen und konkreten Anwendungen. Die TNO ist thematisch breit aufgestellt: Schwerpunkte sind unter anderem Gesundheit, Energie, Mobilität, Sicherheit und Umwelt. Die TNO unterstützt insbesondere KMU und „business starters“. Sie ähnelt im Aufbau der deutschen FhG und betreibt in der Regel Vertragsforschung.

Die RVO (Netherlands Enterprise Agency) ist ein weiterer wichtiger Akteur und fällt in den Zuständigkeitsbereich des EZ. Die RVO fördert Unternehmer in nachhaltigen, agrarischen, innovativen und internationalen Geschäften.

Vier Technologiezentren, sogenannte „Groot Technologisch Instituut“ (GTI), führen in den Bereichen Raumfahrt, Energie, Wasser und Meeresforschung angewandte Forschung durch. Sie dienen einerseits Regierung und Unternehmen als Zentren für technologische Informationen und sind andererseits Akteure der Technologieentwicklung.

Quantum Delta NL ist eine öffentlich-private Stiftung, die 2020 gegründet wurde, um die nationale Agenda der Niederlande für die Quantentechnologien (NAQT) zu koordinieren und umzusetzen. Dafür stellt das niederländische Ministerium für Wirtschaft und Klimapolitik bis 2027 615 Millionen Euro bereit. Quantum Delta wird vom Delfter Forschungszentrum QuTech angeführt und bringt die Akteure der Hubs in Amsterdam, Delft, Eindhoven, Leiden und Twente zusammen. Quantum Delta NL vertritt damit sämtliche großen Forschungszentren der Quantentechnologien in den Niederlanden und agiert als Ansprechpartner für staatliche Behörden und Einrichtungen.

Schwerpunkte der Zusammenarbeit

Die Niederlande gehören sowohl bilateral als auch im EU-Rahmen zu Deutschlands engsten Partnern. Ein Höhepunkt der Kooperation war die Zusammenkunft des deutsch-niederländischen Klimakabinetts am 4. Oktober 2022 in Berlin. Auf deutscher Seite waren das BMBF und BMWK daran beteiligt. Mit dem Klimakabinett haben sich Deutschland und die Niederlande zum Ziel gesetzt, ihre klima- und energiepolitischen Beziehungen weiter zu vertiefen. Beide Länder haben zudem angekündigt, ihre Zusammenarbeit insbesondere in den Bereichen Windenergie auf dem Meer und Wasserstoff intensivieren zu wollen. Noch am selben Tag starteten sie einen gemeinsamen Förderaufruf zu Grünem Wasserstoff und Grüner Chemie („Electrochemical materials and processes for green hydrogen and green chemistry"). Der Förderaufruf ist die Fortsetzung einer Initiative zur Unterstützung bilateraler Konsortien von Anfang 2021 (siehe unten).

Am 21. Januar 2021 wurde der Deutsch-Niederländische Innovationspakt unterzeichnet. Beteiligt waren auf deutscher Seite das Bundeswirtschaftsministerium sowie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und auf niederländischer Seite das Ministerium für Wirtschaft und Klimapolitik, das Außenministerium, der Verband der niederländischen Industrie und Arbeitgeber (VNO-NCW), der Wirtschaftsverband für die Technologiebranche (FME) sowie Top Sector HTSM. Das Ziel des Paktes ist es, die Zusammenarbeit zwischen deutschen und niederländischen Unternehmen und Forschungsinstituten in definierten Themenbereichen wie der Digitalisierung, der Nachhaltigkeit, der Mobilität und der Gesundheit auszubauen.

Ein weiterer Höhepunkt waren die vierten Deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen am 27. März 2023. Das BMBF war zwar nicht beteiligt. In der Gemeinsamen Erklärung anlässlich der vierten Deutsch-Niederländischen Regierungskonsultationen vom 27. März 2023 wird bekräftigt, die bilaterale Zusammenarbeit in vier strategischen Bereichen auszubauen: in der Batterieforschung, der Wasserstoffforschung, der Solartechnik und der Quantentechnologie. So wurde im Bereich Batterieforschung am 17. April 2023 im Rahmen der Hannover Messe eine gemeinsame Joint Declaration of Intent unter der Überschrift „Next Generation of Batteries“ unterzeichnet. Am 30. November veröffentlichte das BMBF eine Förderbekanntmachung, mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen dem französischen, deutschen und niederländischen Quanten-Ökosystem zu fördern.

Zum Thema „Knowledge Security“ fand ein Austausch von Frau Ministerin Stark-Watzinger mit Robbert Dijkgraaf, ihrem niederländischen Counterpart, anlässlich ihres Besuchs in Rotterdam am 13. Februar 2023 statt. Aufbauend darauf wurde eine hochrangige Veranstaltung („Conference on Open and Safe International Cooperation“) am 25. Oktober 2023 durch die niederländische Botschaft unter Beteiligung des BMBF organisiert. Geplant ist nun ein Non-Paper mit deutscher, niederländischer und französischer Beteiligung.

Allgemein findet eine intensive deutsch-niederländische Zusammenarbeit in regionalen Netzwerken zwischen deutschen (vor allem niedersächsischen sowie nordrhein-westfälischen) Hochschulen und Unternehmen mit niederländischen Partnern statt. Die Euregios spielen im Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden eine zentrale Rolle bei der Verwaltung der EU-Fördergelder aus dem INTERREG-Programm (aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung EFRE).

Im Eurostars Förderprogramm für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Rahmen der europäischen Forschungsinitiative EUREKA laufen aktuell 30 Projekte mit deutscher und niederländischer Beteiligung.

Im aktuellen EU-Forschungsprogramm (Horizont Europa) sind niederländische Partner an 1.857 Projekten beteiligt. 1.048 davon werden gemeinsam mit Deutschland durchgeführt. Im Programm "Horizont 2020" (2014 - 2020) waren während der kompletten Laufzeit des Programms niederländische Partner in 6.020 Projekten engagiert, davon in 3.245 gemeinsam mit deutschen Partnern.