Frankreich

Frankreich ist unter den EU-Ländern der wichtigste Kooperationspartner Deutschlands. Auf zahlreichen Themengebieten und verschiedenen Ebenen wird intensiv zusammengearbeitet: zwischen Ministerien, Forschungs-, Bildungs- und Wissenschaftsorganisationen sowie in Projekten und Initiativen. Zwischen Deutschland und Frankreich haben sich in den letzten 60 Jahren außergewöhnlich umfangreiche Kooperationen entwickelt.

Der Eiffelturm in Paris

© TonyBaggett / iStock / Thinkstock

Fördermöglichkeiten

Die Fördermöglichkeiten in der deutsch-französischen Zusammenarbeit sind vielfältig und werden durch verschiedene Institutionen meist themenspezifisch angeboten. Informationen zu den Fördermöglichkeiten sollten im Einzelfall beim Internationalen Büro oder bei der Förderberatung des Bundes erfragt werden. Aktuelle Fördermöglichkeiten zur Kooperation mit Frankreich sind auf unserem Portal "Kooperation international" unter Bekanntmachungen abrufbar.

Aktuelles

Deutschland und Frankreich haben am 9. und 10. Oktober 2023 erstmals eine gemeinsame Kabinettsklausur in Hamburg veranstaltet, um die besondere Qualität und Verbundenheit der Beziehungen zwischen beiden Ländern auszudrücken und aktuelle weltpolitische Fragen miteinander zu besprechen. Beide Regierungen diskutierten, wie sich gesellschaftlicher Zusammenhalt in Phasen des Umbruchs organisieren lässt und wie die technologische Souveränität Europas weiter zu fördern und voranzubringen ist. Ein Schwerpunkt lag hier auf dem Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Neben den Gesprächen zwischen Bundeskanzler Scholz und Präsident Macron fanden auch Gespräche der Ministerinnen und Minister beider Kabinette statt. Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) führte der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg Gespräche mit der französischen Forschungsministerin Sylvie Retailleau und dem damaligen französischen Bildungsminister Gabriel Attal. Themen waren neben Künstlicher Intelligenz und Wasserstoff- und Batterieforschung sowie Cybersecurity auch der Austausch in der Beruflichen Bildung. 

Am 22. Januar 2023, dem Deutsch-Französischen Tag, trafen sich die beiden Regierungen anlässlich des 60jährigen Jubiläums des Élysée-Vertrages zum Deutsch-Französischen Ministerrat in Paris. Sie verabschiedeten eine Gemeinsame Erklärung. Im Mittelpunkt standen dabei die deutsch-französische Freundschaft und die enge Zusammenarbeit bei aktuellen europäischen, wirtschaftspolitischen und internationalen Fragen. Im Anschluss tauschten sich die beiden Forschungsministerinnen Bettina Stark-Watzinger und Sylvie Retailleau zu wichtigen Kooperationsthemen wie Batterieforschung, Künstliche Intelligenz und Hochleistungsrechner sowie europäische Innovationsnetzwerke aus. Herausragende Beispiele aus der Vielzahl der Projekte und Initiativen sind das gemeinsame Engagement im Deutsch-Französischen Zukunftswerk und die deutsch-französische Zusammenarbeit mit westafrikanischen Ländern im Kampf gegen den Klimawandel. Mehr erfahren...

Das Internationale Büro im DLR Projektträger unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung bei der deutsch-französischen Kooperation und insbesondere bei Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen sowie fachlichen und politischen Treffen und Gesprächen.

Politischer Rahmen

Abkommen und Vereinbarungen

Die deutsch-französische Zusammenarbeit beruht auf dem „Kulturabkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Französischen Republik“, das 1955 in Kraft getreten ist. Am 22. Januar 1963 wurde der Elysée-Vertrag zwischen Deutschland und Frankreich geschlossen. Ferner bestehen eine Reihe von Abkommen und Vereinbarungen, die seitdem sowohl zwischen den Ministerien mit Forschungszuständigkeit als auch zwischen den großen deutschen und französischen Forschungsorganisationen geschlossen wurden.

Mit dem Vertrag von Aachen, den die deutsche Bundeskanzlerin und der französische Staatspräsident am 22. Januar 2019 unterzeichneten und der im Januar 2020 in Kraft trat, haben beide Länder die Bedeutung dieser Kooperation noch einmal bekräftigt.

Deutsch-Französische Ministerräte

Den politischen Rahmen für die bilaterale Zusammenarbeit bilden die Deutsch-Französischen Ministerräte. Dort erfolgt eine regelmäßige Koordinierung auf höchster politischer Ebene hinsichtlich der deutsch-französischen Zusammenarbeit in den Schwerpunktthemen Bildung, Forschung und Innovation.

Am 9. und 10. Oktober 2023 fand eine Kabinettsklausur beider Regierungen in Hamburg statt. Der letzte Deutsch-Französische Ministerrat tagte am 22. Januar 2023 in Paris (siehe „Aktuelles“). Davor trafen sich die beiden Regierungen beim Deutsch-Französischen Ministerrat am 31.05.2021 in Berlin (virtuell). Sie bekräftigten dabei ihre Entschlossenheit, noch enger zusammenzuarbeiten und sich gemeinsam für ein starkes, zukunftsorientiertes und souveränes Europa einzusetzen. 

Dabei wurden die gut voranschreitende Umsetzung des Vertrags von Aachen gewürdigt, neue prioritäre Vorhaben in die Liste der Umsetzungsprojekte aufgenommen und die Deutsch-Französische Erklärung von Berlin verabschiedet. Im Rahmen des Ministerrates tauschten sich die beiden Forschungsministerinnen auch bilateral zu wichtigen Kooperationsthemen im Bereich der Forschung und Innovation aus.

Deutschland und Frankreich entwickeln gemeinsam Lösungen für die wichtigsten zukunftsweisenden Themen wie Cybersicherheit, neue Kommunikationstechnologien und Künstliche Intelligenz. Auch die Themen Quantencomputing, Gesundheit, Klima und eine nachhaltige Energieversorgung spielen eine große Rolle in der Kooperation.

Bundesforschungsministern Bettina Stark-Watzinger tauscht sich regelmäßig mit der französische Forschungsministerin Sylvie Retailleau zu prioritären Kooperationsthemen aus.

Schwerpunkte in der Zusammenarbeit

Die Themenbereiche der bilateralen Kooperation ergeben sich vor allem aus den jährlich stattfindenden Deutsch-Französischen Ministerräten und den dabei verabschiedeten Gemeinsamen Erklärungen. Auch der 2020 in Kraft getretene Vertrag von Aachen mit den prioritären Projekten setzt die thematischen Schwerpunkte für die Zusammenarbeit. Inhaltlich werden diese Prioritäten durch die Foren zur deutsch-französischen Forschungskooperation unterlegt, die seit 2002 regelmäßig alle 3 bis 4 Jahre stattfinden (siehe „Höhepunkte der bilateralen Kooperation“).

Institutionelle Kooperation

Centre Marc Bloch

Das Centre Marc Bloch (CMB) ist ein deutsch-französisches Forschungszentrum für Sozialwissenschaften, das Ende 1992 gegründet wurde und interdisziplinär ausgerichtete Forschung und Nachwuchsförderung in den Geistes- und Sozialwissenschaften mit Forschungsthemen Mittel- und Osteuropas betreibt. Seit 2011 ist das CMB durch einen Kooperationsvertrag als „An-Institut“ eng mit der Humboldt-Universität zu Berlin verbunden. Im März 2015 erhielt das CMB eine eigene Rechtspersönlichkeit als eingetragener Verein in paritätischer deutsch-französischer Trägerschaft. 2022 feierte das CMB sein dreißigjähriges Bestehen mit einem Festakt und einer Reihe von Veranstaltungen in Berlin.

Deutsch-Französische Hochschule

Eine weitere wichtige binationale Institution ist die Deutsch-Französische Hochschule (DFH), die 1997 anlässlich des deutsch-französischen Gipfels von Weimar gegründet wurde. Die DFH ist ein zentraler Akteur in der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich im Bereich der Hochschulbildung. Ihr Kerngeschäft besteht darin, deutsch-französische Studiengänge zu initiieren, zu evaluieren und finanziell zu fördern. Die DFH fördert auch den wissenschaftlichen Nachwuchs über deutsch-französische Doktorandenkollegs und wissenschaftliche Veranstaltungen. Zurzeit kooperiert die DFH mit 208 deutschen und französischen Hochschulen, die 186 grenzüberschreitende Studienprogramme verschiedener Fachrichtungen anbieten. An ihnen nehmen rund 6.400 Studierende und 350 Doktorandinnen und Doktoranden teil.

Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung

Im Rahmen der Berufsbildungszusammenarbeit ist es erklärtes Ziel, die Lernendenmobilität zwischen Deutschland und Frankreich unter Nutzung des europäischen Bildungs- und Jugendprogramms Erasmus+ und von ProTandem, der deutsch-französischen Agentur für den Austausch in der beruflichen Bildung, weiter zu stärken. Ziel der von ProTandem ermöglichten Austausche ist es, den Teilnehmenden einen Aufenthalt im jeweils anderen Land zu ermöglichen. Dabei sollen Kompetenzen in beruflichen, sprachlichen sowie kulturellen Bereichen gestärkt werden. Seit 1980 konnte über das Programm der Austausch von etwa 110.000 Auszubildenden gefördert werden.

Das BMBF, das BMAS und das französische Arbeitsministerium haben 2023 ein deutsch-französisches Abkommen zur grenzüberschreitenden Berufsausbildung inhaltlich ausgehandelt. Durch das Abkommen werden die grenzüberschreitenden Rahmenbedingungen für eine duale Berufsausbildung standardisiert und transparenter gestaltet, um so der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung neuen Schub zu geben. Hierdurch können Auszubildende den praktischen Teil ihrer Ausbildung in einem Betrieb im Partnerland absolvieren, während die theoretische Ausbildung und die Prüfung im Heimatland erfolgen. 

Höhepunkte der bilateralen Kooperation

Foren zur deutsch-französischen Forschungskooperation

Von herausragender Bedeutung in der bilateralen Kooperation sind die seit 2002 stattfindenden Foren zur deutsch-französischen Forschungskooperation. Aufgabe der Foren ist die Abstimmung auf hochrangiger Ebene über forschungs- und innovationspolitische Strategien und Prioritäten Deutschlands und Frankreichs. Nach den Foren in Paris (2002, 2008, 2014), Potsdam (2005) und Berlin (2011, 2018) fand das letzte Forum am 9.12.2022 in der Maison Internationale in Paris statt. Am Forum nahmen knapp 170 Vertreterinnen und Vertreter des französischen Forschungsministeriums MESR und des BMBF, der deutschen und französischen Forschungs- und Mittlerorganisationen sowie weiterer Institutionen aus dem Kontext der deutsch-französischen Forschungs- und Bildungskooperation teil. Dabei wurde insbesondere die Vielfalt der deutsch-französischen Forschungszusammenarbeit in den Blick genommen. In zwei Gesprächsrunden erörterten Vertreterinnen und Vertreter der deutschen und französischen Forschungsorganisationen die Themen „Forschungskooperation in Krisenzeiten und Wissenschaftsdiplomatie“ sowie „Frankreich und Deutschland – Starke Partner im europäischen Zusammenspiel“. Darüber hinaus wurden in parallel stattfinden Workshops konkrete neue Maßnahmen der Zusammenarbeit im Bereich der Batterieforschung, der Künstlichen Intelligenz, des Wasserstoffs sowie der Bekämpfung des Klimawandels gemeinsam mit westafrikanischen Partnern diskutiert.

Hintergrundinformationen zur Forschungslandschaft

Französische Ministerin für Hochschulbildung und Forschung ist seit dem 20.05.2022 Sylvie Retailleau. Das Forschungsministerium (MESR) ist zuständig für die Vorbereitung und Umsetzung der Politik in den Bereichen Hochschulbildung, Forschung und Innovation. Für die Bildungspolitik zuständig ist das Ministerium für Nationale Bildung, Jugend und Sport unter Bildungsministerin Nicole Belloubet, die seit dem 08.02.2024 im Amt ist.

Im Dezember 2020 wurde das Gesetz über die Programmplanung für die Forschung und Hochschulbildung für 2021 bis 2030 („Loi de programmation de la recherche pour les années 2021 à 2030“) mit einem entsprechenden Finanzrahmen von 25 Milliarden Euro sowie begleitenden Reformen verabschiedet.

Wichtigste Forschungsorganisation ist das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS), das dem Forschungsministerium unterstellt ist und sich der Grundlagenforschung widmet. Das CNRS beschäftigt 32.000 Mitarbeitende und ist in acht Fachbereiche untergliedert: Kern- und Teilchenphysik, Ingenieurwissenschaften, Geowissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften, Lebenswissenschaften, Chemie, Physikalische und Mathematische Wissenschaften, sowie Kommunikations-, Informationswissenschaften und Technologie.

Förderung in Frankreich

Die institutionelle Förderung von Forschung und Entwicklung obliegt in Frankreich dem  Ministerium für Hochschulbildung und Forschung (MESR). Die wettbewerbliche Projektförderung von Grundlagenforschung sowie Forschung und Entwicklung wird durch die Nationale Agentur für Forschungsförderung (ANR), die Bank für öffentliche Investitionen (BPIfrance) und die Agentur für ökologischen Wandel (ADEME) durchgeführt. Darüber hinaus unterstützen Mittlereinrichtungen wie die Cluster „Pôles de Compétitivité“ und die regionalen Forschungs- und Technologiebeauftragten die regionale Standortpolitik. Frankreich unterhält zudem eines der weltweit größten Programme zur steuerlichen Förderung industrieller Forschung und Entwicklung, den „Crédit d‘impôt recherche“.

Kooperation auf europäischer Ebene

Frankreich und Deutschland spielen in den Forschungsförderprogrammen der Europäischen Union eine herausragende Rolle. Im EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 liefen im Bereich Neue Materialien und Nanotechnologie 90 Prozent der Projekte mit deutsch-französischer Beteiligung, in den Bereichen Gesundheit und Verkehr sind es 80 Prozent aller Projekte. Im aktuellen Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa laufen 1.140 Projekte mit französischer Beteiligung, davon 626 mit deutscher Beteiligung (Stand Februar 2023).

Auch auf strategischer Ebene arbeiten beide Länder als Motoren für Europa eng zusammen, beispielsweise bei der Gestaltung des Europäischen Forschungsraumes und in vielen Gremien der EU-Mitgliedsstaaten. Deutschland und Frankreich sind an einer Vielzahl von großen europäischen Initiativen und Netzwerken wie Joint Programming Initiativen, ERA-Netzen, European Technology Platforms (ETPs), European Infrastructure Consortia (ERICs) und Knowledge and Innovation Communities (KICs) beteiligt.