VIETBIO – Innovative Methoden der Biodiversitätserfassung

Biodiversity-Hotspots befinden sich vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern in tropischen bis subtropischen Regionen. Die große Artenvielfalt dieser Länder ist jedoch bis heute aufgrund mangelhafter Kapazitäten vor Ort nur unzureichend erfasst und erforscht. Ein verbessertes Wissen in diesem Bereich liefert einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Lebensgrundlagen und öffnet Perspektiven für die Entwicklung einer nachhaltigen, grünen Kreislaufwirtschaft (Bioökonomie). Dieser Befund und die Potentiale gelten insbesondere auch für das Partnerland Vietnam, das die mit Abstand höchste Biodiversität in Indochina aufweist.

Biodiversitätsforschung in Vietnam © MfN / Schurian

Biodiversitätsforschung in Vietnam © MfN / Schurian

Fachlicher Hintergrund

Die Artenvielfalt und die natürlichen Lebensräume (Ökosysteme) sind durch Raubbau, Landnutzungsänderungen, Umweltverschmutzung und Klimawandel weltweit zunehmend bedroht und im starken Rückgang begriffen, sowohl in Südostasien als auch in Mitteleuropa. Daher hat die Bundesregierung durch das BMBF einen Aktions- und Forschungsplan Biodiversität ins Leben gerufen in dessen Rahmen schwerpunktmäßig Forschungsprojekte und Vorhaben in Deutschland unterstützt werden sollen. Darüber hinaus sollen auch internationale Maßnahmen und Kooperationen im Bereich der Biodiversitätsforschung gefördert werden, um aus den globalen Herausforderungen in diesem Bereich gemeinsam nachhaltige Lösungsansätze zu entwickeln.

Feldforschung for Ort © Mfn / Schurian

Gemeinsame Feldforschung vor Ort © MfN / Schurian

Projekt und Ziele

Ein erfolgreiches Beispiel zur Umsetzung der internationalen Dimension des Aktions- und Forschungsplans ist das Vorhaben zu innovativen Methoden der Biodiversitätserfassung (VIETBIO, 2017-2020) unter Federführung des Museums für Naturkunde in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Dahlem, die Nachwuchswissenschaftlern aus vier Instituten der Vietnamesischen Akademie der Wissenschaften (VAST) innovative Methoden der Biodiversitätserfassung vermitteln. Schwerpunkte des Vorhabens sind Methoden und Technologien, die für die effiziente Erfassung und Charakterisierung von Biodiversität aktuell wichtig und vielversprechend sind:

  • Integriertes Datenmanagement
  • Digitalisierung
  • DNA Barcoding
  • Bioakustik

Hierfür wurden speziell für das Projekt neue Ausrüstung und Gerätschaften angeschafft, die für die Ausbildung wie die längerfristige Nachnutzung in Vietnam gedacht sind. In drei gemeinsamen Feldforschungsphasen in vietnamesischen Naturschutzgebieten wird das Material für die anschließenden Trainingsaufenthalte der vietnamesischen Nachwuchswissenschaftler in Berlin gesammelt, um eine praxisnahe Ausbildung an den Geräten sicherzustellen.

Gruppenbild der Projektbeteiligten © MfN / Schurian

Projektbeteiligte © MfN / Schurian

Ausblick/Perspektiven

Die Ergebnisse des Vorhabens bilden die Grundlage für eine mögliche vertiefte Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Vietnam in der Biodiversitätsforschung. Ein Roundtable-Workshop im Oktober 2019 in Hanoi hat erste Eckpunkte hierzu identifiziert, die sowohl in der Grundlagenforschung, bspw. ökologische Funktionen von Arten hinsichtlich wichtiger Ökosystemleistungen und Screening von bioaktiven Inhaltsstoffen, als auch in der angewandten Forschung, z.B. Domestikation oder Kultivierung neuer Organismenarten und Untersuchungen zu biotechnologisch nutzbaren Eigenschaften einzelner Arten, liegen. Bei Interesse der Partnerministerien (BMBF und MInistry of Science and Technology, MOST) könnte die Ausarbeitung eines „White Papers“ mit allen interessierten Akteuren die Kooperationsfelder für mögliche gemeinsame Förderprogramme spezifizieren.

Ansprechpartner in Vietanm
Vietnam National Museum of Nature
Deputy Director General
Assoc. Prof. Dr. Vu Van Lien
Tel.: +84 24 37568328

Koordinator
Museum für Naturkunde | Leibniz-Institut für
Evolutions- und Biodiversitätsforschung
Dr. Christoph Häuser
Tel.: +49 30 889140 8479