Ägypten

Ägypten - in der arabischsprachigen Welt die „Mutter der Welt – "مصر أم الدنيا" (Masr Um al-Dunya) – ist durch seine geographische Lage eine der wichtigsten strategischen Partner Deutschlands. Besonders das deutsch-ägyptische Wissenschaftsjahr 2007 setzte starke Impulse für neue Schwerpunkte in der Zusammenarbeit.

Reis vor den Pyramiden von Gizeh

© Prof. Dr. Peter Nick, Botanisches Institut, KIT

Fördermöglichkeiten

Das Internationale Büro des DLR Projektträgers fördert Maßnahmen und Vorhaben in der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ) mit Ägypten durch den gemeinsamen Deutsch-Ägyptischen Forschungsfonds.

Im Rahmen aktueller Bekanntmachungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) können grundsätzlich Zuschüsse für gemeinsame Forschungsprojekte der bilateralen Zusammenarbeit in Bildung und Forschung zwischen Deutschland und Ägypten beantragt werden.

Politischer Rahmen

Basis der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit mit Ägypten sind die Regierungsabkommen der Jahre 1979 und 1981 sowie verschiedene Einzel- und Projektvereinbarungen aus den Jahren 1980-1985. Weiterhin unterzeichneten beide Ministerien zum Abschluss des gemeinsamen Wissenschaftsjahres 2007 eine Vereinbarung zur Implementierung eines gemeinsamen Forschungsfonds. Seit 2012 arbeitet Ägypten im Rahmen der Transformationspartnerschaft in zahlreichen Projekten mit der Bundesregierung zusammen, darunter etwa die Felder der beruflichen Bildung, Hochschulbildung und Forschung.

Höhepunkte der bilateralen Kooperation

Der deutsch-ägyptische Forschungsfonds (GERF)

Eine institutionalisierte Plattform zur Umsetzung konkreter Impulse aus dem gemeinsamen "Deutsch-Ägyptischen Jahr der Wissenschaft und Technologie 2007" bietet der deutsch-ägyptische Forschungsfonds oder German-Egyptian Research Fund (GERF). Das seit 2008 kontinuierlich weiterentwickelte Forschungsförderungsinstrument stellt die inhaltlichen Schwerpunkte und Ergebnisse des Wissenschaftsjahres auf eine nachhaltige Basis.

Der gemeinsame Fonds ermöglicht es Teams insbesondere junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Länder innovative, anwendungsbezogene und industrienahe Forschungsprojekte durchzuführen. Die erarbeiteten Forschungsergebnisse sollen zeitnah in konkrete Anwendungen überführt werden. Ein weiteres Ziel des bilateralen Forschungsfonds ist die Unterstützung von wissenschaftlichen Netzwerken bei der Beantragung von Fördermitteln aus dem EU-Rahmenprogramm HORIZONT 2020 oder nationalen Förderprogrammen.

Antragsberechtigt sind Teams deutsch-ägyptischer Forscherinnen und Forscher, die an ägyptischen und deutschen Forschungsorganisationen, staatlichen oder nicht-staatlichen Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder gewerblichen Unternehmen, insbesondere an kleinen und mittleren Unternehmen sowie in Nichtregierungsorganisationen und Institutionen der Zivilgesellschaft tätig sind.

Seit der Implementierung des gemeinsamen Förderinstrumentes im Jahr 2008 veröffentlichten das BMBF und der ägyptische Science and Technology Development Fund (STDF) insgesamt fünf Ausschreibungen (2008, 2010, 2012, 2015, 2018). Über die Schwerpunktthemen des Wissenschaftsjahres (bspw. Biotechnologie, Medizin, Materialwissenschaften, Wasser, erneuerbare Energien) hinaus wurde Innovationen in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Nanotechnologie, Robotik und Stadtplanung (u. a.) der Weg bereitet. Dem Ausbau der Förderung geistes- und sozialwissenschaftlicher Projekte widmete sich eine Interimsbekanntmachung des Jahres 2011. Von 2008 bis heute wurde die Förderung von insgesamt 92 gemeinsamen Forschungsprojekte im Rahmen des GERF bewilligt. Eine weitere Förderbekanntmachung soll 2021 veröffentlicht werden.

Die German University Cairo (GUC)

Als erste "deutsche" Privatuniversität im Ausland – formell handelt es sich um eine private Einrichtung nach ägyptischem Recht mit deutschem Namen – ist die German University Cairo (GUC) von eminenter politischer Bedeutung und steht für die vorzügliche Zusammenarbeit beider Länder. Die fachliche Ausrichtung umfasst neben Ingenieurs-, angewandten Natur-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften auch Multimedia-Design, Kommunikations- und Medienwissenschaften, Management sowie Lebenswissenschaften.

Seit ihrer Eröffnung 2003 genießt die GUC als „außerordentliches Beispiel“ (DAAD) transnationaler Bildung hohes Ansehen seitens der ungefähr 10.000 Studierenden sowie seitens der wissenschaftlichen Partner, darunter die Gründungs- bzw. Partneruniversitäten Stuttgart, Ulm und Tübingen sowie Mannheim.

Die GUC arbeitet eng mit der deutschen Unternehmenslandschaft zusammen. Beispielsweise bietet das mit deutscher Unterstützung aufgebaute Werkstoffprüflabor gute Voraussetzungen für Kooperationsvorhaben von Wissenschaft und Wirtschaft. Der auf dem GUC-Gelände ansässige Industriepark vermochte es, fruchtbare und wechselseitig ergänzende Partnerschaften zwischen der Wissenschaft und namhaften Partnern aus der deutschen Industrie zu etablieren, darunter Trumpf, FESTO, DMG, Zeiss etc. Um den bilateralen Austausch auf der studentischen und der wissenschaftliche Ebene zu stärken und zu koordinieren, wurde 2012 ein Campus in Berlin eröffnet.

Die German International University of Applied Sciences (GIU AS)

In Anknüpfung an das Erfolgsmodell GUC wurde 2019 die German International University of Applied Sciences (GUI AS) eröffnet. Eine Vielzahl deutscher Hochschulen engagiert sich unter Federführung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin im Aufbau, darunter auch die UAS7, ein Zusammenschluss von 7 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) mit starker internationaler Ausrichtung. Sechs Fakultäten, bspw. für Ingenieurswesen, Biotechnologie oder Informatik sind bereits in Forschung und Lehre aktiv, sechs weitere sind in Planung. Zusammen decken sie eine Bandbreite an anwendungsorientierten Forschungstätigkeiten ab, in deren Prozesse Technologieunternehmen unterschiedlichster Profession sobald wie möglich integriert werden sollen.

Die autonom arbeitende GIU AS greift dabei das deutsche Modell der praxisorientierten Fachhochschulbildung, inklusive Praktika und praktischer Abschlussarbeiten auf. Das deutsche Pendant, die in Berlin ansässige German University of Applied Sciences, ermöglicht es den Studierenden und Wissenschaftlern beider Länder, in einen lebensnahen Austausch zu treten. Die in Englisch abgehaltene Lehre und die verpflichtenden Deutschkurse bereiten die ägyptischen Studierenden darauf vor, sich zukünftig sicher und gefestigt in der Welt der Wissenschaft und der Wirtschaft bewegen zu können.

Weitere Schwerpunkte der deutsch-ägyptischen Zusammenarbeit

Clusters of Scientific Innovation in the Middle East and North Africa (COSIMENA)

2012 wurde seitens des Auswärtigen Amtes das Deutsche Wissenschaftszentrum (DWZ) Kairo ins Leben gerufen. Indem es das Potenzial deutscher Wissenschaftsorganisationen in Ägypten bündelte, entwickelte es sich zum Dreh- und Angelpunkt des deutsch-ägyptischen Wissenschaftsdialogs und zum Schaufenster deutscher Wissenschaftsexpertise. Diesen Impetus aufgreifend, übernahm 2017 das Projekt COSIMENA (Clusters of Scientific Innovation in the Middle East and North Africa) die Arbeit des DWZ. Getragen von einer Vielzahl von Organisationen beider Länder, widmet es sich der Bündelung bestehender und der Umsetzung potenzieller, deutsch-ägyptischer Kooperationen in den Themenbereichen Wasser, Energie, Städteplanung, Gesundheit, Ökonomie, Landwirtschaft und Kulturelles Erbe. Formate wie themenspezifische Konferenzen, der „Tag der Deutschen Wissenschaft“, die „Nacht der Wissenschaften“ und verschiedene Summer Schools tragen dabei zu einer Verstetigung der Beziehung zwischen den Wissenschaftssystemen beider Länder bei.

Arab-German Young Academy (AGYA)

Ein weiterer Baustein der deutsch-ägyptischen Wissenschaftskooperation ist das 2018 eröffnete Regionalbüro der Arab-German Young Academy (AGYA) in Kairo. Als weltweit erstes, deutsch-arabisches Exzellenznetzwerk unterstützt AGYA überregional vor allem interdisziplinäre Forschungsvorhaben junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das von der ägyptischen Akademie für wissenschaftliche Forschung und Technologie (ASRT) eingerichtete und finanzierte AGYA-Regionalbüro setzt sich für den wissenschaftlichen Nachwuchs beider Länder ein und baut als interkultureller Think-Tank an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik zugleich Brücken zwischen Deutschland, Ägypten und weiteren Ländern der MENA-Region.