Brasilien

Brasilien produziert große Mengen an Biorohstoffen und stellt daraus Produkte wie den Biotreibstoff Ethanol her. Das Land ist deshalb Partner der deutschen Bioökonomie-Forschung. Beide Länder bearbeiten viele wissenschaftliche Themen, wichtige Schwerpunkte liegen in der Forschung zu Umwelt- und Nachhaltigkeit sowie zu Ressourcen und Kreislaufwirtschaft. Brasilien ist Deutschlands wichtigster Partner in Lateinamerika bei der Zusammenarbeit in Bildung und Forschung.

Nationalkongress Brasilia

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Förderung der Zusammenarbeit mit Brasilien

Im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technologie und Innovation wird die Forschungskooperation zwischen Deutschland und Brasilien durch verschiedene Förderinstrumente unterstützt.

Mehrere Fachprogramme des BMBF sind offen für deutsch-brasilianische Forschungskonsortien. Derzeit werden insbesondere in der Umwelt-, Nachhaltigkeits- sowie in der Bioökonomieforschung Vorhaben mit brasilianischer Beteiligung gefördert. In der Bekanntmachung „Bioökonomie International“ ist Brasilien eines der Schwerpunktländer.

In der brasilianischen Forschungsförderlandschaft gibt es neben den nationalen Förderinstitutionen wie CNPq, CAPES und FINEP auch auf Ebene der Bundesstaaten Forschungsförderer, wie zum Beispiel FAPESP in São Paulo. Deutschland arbeitet mit allen genannten Institutionen zusammen.

Auch die AvH, der DAAD und die DFG bieten spezifische Förderprogramme mit brasilianischen Partnern an.

Politischer Rahmen

Brasilien ist die achtgrößte Volkswirtschaft weltweit. Das Land hat seine Rolle als regionale Gestaltungsmacht in den vergangenen Jahren ausgebaut. Die Beziehungen zu Deutschland stehen auf einem breiten Fundament. Etwa 1.600 deutsche Unternehmen sind in Brasilien ansässig, sie erwirtschaften über 10 Prozent des industriellen Bruttoinlandsprodukts. Der weltweit größte deutsche Wirtschaftsstandort außerhalb Deutschlands ist der Großraum São Paulo.

Die Kontakte mit den lateinamerikanischen Schwellenländern in Forschung, Technologie und Bildung werden von der Bundesregierung systematisch ausgebaut. Der "Aktionsplan der deutsch-brasilianischen strategischen Partnerschaft" hebt die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit (WTZ) als wichtige Säule der Beziehungen hervor.

Die WTZ mit Brasilien basiert auf dem 1996 aktualisierten Rahmenabkommen zur wissenschaftlichen Forschung und technologischen Entwicklung. Beide Regierungen treffen sich regelmäßig, um die Ziele der künftigen Zusammenarbeit zu vereinbaren. Bei diesen Gesprächen legt das BMBF im Dialog mit den brasilianischen Partnerministerien für Wissenschaft sowie für Bildung die Schwerpunktthemen der Kooperation fest. Im Jahr 2015 fanden erstmals Regierungskonsultationen auf höchster Ebene zwischen Deutschland und Brasilien statt. In diesem Rahmen wurden fünf Gemeinsame Erklärungen zu den zentralen Kooperationsgebieten unterzeichnet.

Die Schwerpunkte des Forschungsministeriums MCTI für die Bereiche Forschung, Technologieentwicklung und Innovation im Zeitraum 2020-2023 wurden 2020 in einer Verordnung (Portaria No. 1.122) veröffentlicht. Mit der Priorisierung sollen diejenigen Sektoren neue Impulse bekommen, die zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beitragen.

Folgende Technologiebereiche werden als Schwerpunkte genannt:

  • I. Strategische Technologien: 1. Raumfahrt; 2. Kernenergie; 3. Cyber-Sicherheit; 4. Öffentliche Sicherheit und Sicherheit an den Landesgrenzen;
  • II. Schlüsseltechnologien:
    1. Künstliche Intelligenz; 2. Internet of Things; 3. Fortgeschrittene Werkstoffe; 4. Biotechnologie; 5. Nanotechnologie;
  • III. Produktionstechnologien: 1. Industrie; 2. Agrobusiness; 3. Kommunikation; 4. Infrastruktur; 5. Dienstleistungen;
  • IV. Technologien für die nachhaltige Entwicklung: 1. Smart Cities; 2. Erneuerbare Energien; 3. Bioökonomie; 4. Behandlung und Recycling von Müll; 5. Verminderung von Umweltbelastungen; 6. Monitoring, Prävention und Umgang mit Natur- und Umweltkatastrophen; 7. Umweltschutz;
  • V. Technologien für Lebensqualität: 1. Gesundheit; 2. Abwasser; 3. Sichere Wasserversorgung; 4. Unterstützungstechnologien und Barrierefreiheit.

 

Schwerpunkte der deutsch-brasilianischen Zusammenarbeit

Im Dialog mit dem brasilianischen Wissenschaftsministerium MCTI (Wissenschaft, Technologie und Innovation) und gemeinsam mit den Ministerien MRE (Auswärtige Beziehungen) und MEC (Bildung) legt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Schwerpunktthemen der bilateralen Zusammenarbeit fest. Zuletzt trat die Gemischte Kommission für Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technologie und Innovation im November 2020 zusammen. Das Steuerungsgremium, kurz WTZ-Kommission genannt, tagte zum ersten Mal in einem virtuellen Format. In vier Arbeitsgruppen zu den Themen 1) Bioökonomie; 2) angewandte Technologien; 3) Lebenswissenschaften und Gesundheit und 4) Klima- und Nachhaltigkeitsforschung wurden künftige gemeinsame Aktivitäten diskutiert.

Die WTZ mit Brasilien konzentriert sich auf die Bereiche Bioökonomie, Biodiversität, Ressourcen und Kreislaufwirtschaft, Klima- und Nachhaltigkeitsforschung, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie auf die Zusammenarbeit in der Hochschulbildung.

Deutschland und Brasilien forschen gemeinsam zum Klima- und Ressourcenschutz

Mitten im brasilianischen Amazonasgebiet hat das BMBF den Aufbau des Atmosphärenmessturms ATTO (Amazonian Tall Tower Observation Facility) mit 5,2 Millionen Euro gefördert. Der Turm ist 325 Meter hoch und wurde unter schwierigen Bedingungen im Regenwald aufgebaut. Ein großer Aufwand, der sich langfristig auszahlen soll.

Mit hochempfindlichen Messgeräten beobachten Deutsche und Brasilianer seit 2017 den Zusammenhang zwischen Klima, Atmosphärenchemie und dem Regenwald. Die Messergebnisse sollen ermöglichen, die Klimaentwicklungen in der Zukunft besser vorherzusagen.

Metalle und Mineralien sind endliche Ressourcen. In vielen Technologien, wie in der Elektromobilität oder der Windkrafterzeugung, sind Rohstoffe wie die Seltenen Erden unverzichtbar. Brasilien ist ein wichtiger Produzent von Metallen. Deshalb haben Brasilien und Deutschland vereinbart, die Zusammenarbeit bei der Erforschung der wirtschaftsstrategischen Rohstoffe zu intensivieren. Das BMBF unterstützt im Rahmen seines Programms „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ mehrere deutsch-brasilianische Projekte, die den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Rohstoffen fördern. Zum Beispiel untersucht ein Forschungsverbund die Kreislaufführung von hochwertigen Metallen in der Stahlindustrie.

Forschung für eine Bio-basierte Wirtschaft

In Brasilien werden große Mengen an nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr, Soja oder Holz angebaut. Die langjährigen Erfahrungen Brasiliens bei der Herstellung und Nutzung von Ethanol als Biotreibstoff sind für Deutschland wichtig.

Ein Workshop zum Thema „Wertschöpfung aus Bioressourcen“ in São Paulo und eine Fact-Finding Mission, die über das Internationale Büro (IB) gefördert wurden, waren Ausgangspunkte für eine deutsch-brasilianische Initiative im Bereich Bioökonomie. Das IB unterstützte das BMBF bei der Identifikation von Themen und Partnern für die Internationalisierung der Strategie „Bioökonomie 2030“ in Brasilien. Seit 2014 nahm das Bundesforschungsministerium im Rahmen des Förderprogramms  BioÖkonomie International 20 Projekte in Zusammenarbeit mit Brasilien in die Förderung. Beide Länder wollen die Kooperation in diesem Bereich weiter ausbauen.