Welche Formen der Landbewirtschaftung verbinden Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit? Forscher aus Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan untersuchen diese Frage in zwei aufeinander aufbauenden, von Deutschland aus koordinierten Verbundprojekten.
ANICANET Exkursion nach Kirgistan im Oktober 2018 © Dr. Martin Petrick | IAMO
Projekte und Ziele
Einschlägigen Vorhersagen zufolge führt der voranschreitende Klimawandel in Zentralasien zu zunehmender Knappheit und zu Schwankungen der Wasserzufuhr. Gleichzeitig sind die Landbewirtschafter nach den umwälzenden Reformen der vergangenen Jahre mehr denn je auf neue Einkommensquellen angewiesen.
Die beiden Netzwerkprojekte AGRIWANET und ANICANET untersuchen die komplexen Zusammenhänge zwischen Bodenreformen, Wasserverfügbarkeit und Landbewirtschaftung. Daran beteiligten sich Wissenschaftler aus allen fünf zentralasiatischen Ländern im Rahmen eines von Deutschland aus geleiteten, internationalen Konsortiums.
Dabei konzentriert sich das Projekt AGRIWANET auf die komplexen Zusammenhänge zwischen Wasserverfügbarkeit und Landbewirtschaftung in Zentralasien und nutzt dabei vorhandene nationalen Datenquellen um eine länderübergreifende Datenbasis zu Wasserbewirtschaftung und Agrarwirtschaft zu erstellen und Nachwuchsforscher in der Analyse dieser Daten auzusbilden.
Das Projekt ANICANET will durch eine Fünf-Länder-Analyse empirisch fundierte Einblicke in Strategien gewinnen, die die Wiederbelebung der Viehzucht in den 5 zentralasiatischen Ländern stimulieren. Hintergrund ist die auch in zentralasien steigende Nachfrage der urbanen Bevölkerung nach Produkten aus der Tierhaltung. Angesichts ihrer umfangreichen Weideflächen sehen internationale Beobachter Kasachstan und Kirgistan sogar als künftige Exporteure von Fleisch- und Milchprodukten.
ANICANET Exkursion nach Kirgistan im Oktober 2018 © Dr. Martin Petrick | IAMO
Einsatz der Ergebnisse
Zahlreiche Nachwuchswissenschaftler aus der Region profitieren von den Ausbildungsangeboten der Projekte und nutzen diese im Rahmen der Länderteams an ihren Heimatinstitutionen zur Erarbeitung der vom Projekt angeleiteten Studien. Die länderübergreifende, koordinierte Datensammlung und ihre Veröffentlichung erweitern die vorhandene Forschungsinfrastruktur zur Agrarentwicklung in Zentralasien.
Die Fortsetzung der nach der Unabhängigkeit in den meisten Ländern begonnenen Bodenreformen führt den Projektergebnissen zufolge neben den günstigen Verteilungswirkungen auch zu Produktivitätsgewinnen. Die Mobilität von Boden und Arbeit zwischen den Agrarbetrieben ist hingegen weithin eingeschränkt. Überdurchschnittliche Regenfälle in den Trockenfeldbaugebieten Kasachstans haben signifikant höhere Weizenerträge zur Folge.
Demgegenüber hatten jährliche Schwankungen der Verteilung von Niederschlag und Temperaturen im Jahresablauf in den Bewässerungsgebieten in den zwei Jahrzehnten seit der politischen Unabhängigkeit bisher keinen eindeutigen Einfluss auf das Ertragsniveau. Während die Umstrukturierung der Agrarbetriebe tendenziell erfolgreich verlief, bedarf besonders die Tierhaltung weiterer flankierende Maßnahmen, um eine nachhaltige Futterversorgung und den Zugang zu Absatzkanälen zu sichern.
Mehrwert der internationalen Kooperation
Mittelfristig führen die Projektaktivitäten zu einer Erhöhung der Forschungskompetenz der beteiligten Institutionen insbesondere aus Zentralasien. Vor allem die Vernetzung und wissenschaftliche Produktivität der Nachwuchswissenschaftler wird auf diese Weise gestärkt. Weiterhin erlaubt die Beteiligung am Projekt es den Partnerorganisationen aus Zentralasien, ihr eigenes Forschungsprofil zu schärfen, um so weitere Forschungsmittel einzuwerben. Für die beteiligten deutschen Einrichtungen ermöglicht das Netzwerk einen verbesserten Zugang zu Forschungsinfrastrukturen, wissenschaftlichen Informationen und Wissensbasen in Zentralasien.
Die Einbindung der Projektpartner in mehrere Beiträge auf internationalen Tagungen und die Ausrichtung einer überregional beachteten und von einer internationalen Fachgesellschaft unterstützten Abschlusskonferenz trugen erheblich zur Vernetzung der beteiligten Wissenschaftler mit Forschern in anderen Industrie- und Schwellenländern bei. Im Rahmen von mehreren Anträgen für Nachfolgeprojekte trägt diese Vernetzung bereits Früchte.
Ansprechpartner für AGRIWANET und ANICANET
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO)
Rahmenbedingungen des Agrarsektors und Politikanalyse (Agrarpolitik)
Dr. Nodir Djanibekov
Tel.: +49 345 2928 128
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO)
Rahmenbedingungen des Agrarsektors und Politikanalyse (Agrarpolitik)
Prof. Dr. Martin Petrick
Tel.: +49 345 2928 120