Zentralasien und Mongolei

Die Wissenschaftskooperation mit den Ländern Zentralasiens und der Mongolei hat eine lange Tradition, wird kontinuierlich weiter entwickelt und ist für Deutschland und die Europäische Union von hoher strategischer Bedeutung. Dementsprechend aktiv engagiert sich Deutschland im Sinne der Intensivierung und Stärkung der Zusammenarbeit zentralasiatischer Forschungsinfrastrukturen mit Partnern aus Deutschland und dem Europäischen Forschungsraum.

Observatory in the mountains of Kazakhstan

Observatorium in Kasachstan © korvit / Fotolia

Förderung der Zusammenarbeit

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Zusammenarbeit deutscher Einrichtungen mit Partnern in Zentralasien und der Mongolei durch verschiedene Fördermaßnahmen.

Sprechen Sie uns an, wenn Sie weitere Fragen zu Unterstützungsleistungen des Internationalen Büros haben.

Politischer Rahmen

Die politische Grundlage für die vielfältigen Wissenschaftskooperationen zwischen Deutschland und Zentralasien ist das Regierungsabkommen zur  wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ) aus dem Jahr 1987, das von den zentralasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion als weiterhin geltend betrachtet wird.

Ergänzend hierzu wurden mit den Staaten der Region weitere Abkommen, Verträge und Erklärungen unterzeichnet. Hierzu zählen:

  • Kasachstan: das bilaterale WTZ-Abkommen (1995), die Gemeinsame Erklärung über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kasachstan (1992) und der Vertrag über die Entwicklung einer umfassenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Technik (1995).
  • Usbekistan: das bilaterale WTZ-Abkommen (1998) und die zwischen dem BMBF und dem Ministerium für Innovative Entwicklung unterzeichnete Innovationspartnerschaft (2019).
  • Mongolei: Das Ressortabkommen zur wissenschaftlich-technologischen und bildungspolitischen Zusammenarbeit (2003).

Darüber hinaus sind die deutschen Ziele in der Zusammenarbeit mit den Ländern Zentralasien und der Mongolei eng mit der europäischen Zielsetzung der EU-Zentralasienstrategie und der Internationalisierungsstrategie der Bundesregierung verbunden. Diese setzen politische Leitlinien für ein verstärktes europäisches Engagement in den zentralasiatischen Ländern. Die hierzu von der Europäischen Kommission vor mehr als zehn Jahren veröffentlichte und im Jahr 2019 umfassend weiterentwickelte Strategie "EU und Zentralasien - neue Möglichkeiten für eine stärkere Partnerschaft" wurde von deutscher Seite maßgeblich mitgestaltet. Wissenschaftliche Forschung und technologische Entwicklung gehören zu zentralen Elementen der EU-Zentralasienstrategie.

Die Zusammenarbeit mit Zentralasien orientiert sich zudem an der Verpflichtung Deutschlands, an der Umsetzung der Paris Declaration (2005), der Accra Agenda for Action (2008), der Busan Partnership for Effective Development Cooperation (2011) sowie dem Erreichen der in der Agenda 2030 (2015) vereinbarten Sustainable Development Goals (SDGs) durch eine partnerschaftliche und nachhaltige Herangehensweise aktiv mitzuwirken.

Schwerpunkte der Zusammenarbeit

Die Schwerpunkte des BMBF in der internationalen Zusammenarbeit orientieren sich eng an den in der Internationalisierungsstrategie der Bundesregierung herausgearbeiteten Zielen. In ihrer spezifischen Umsetzung für die Region Zentralasien unterstützt das BMBF seit Jahren deutsche Forschungseinrichtungen, die in den Bereichen Forschung, Wissenschaft, Entwicklung und Innovation mit Partnern aus Zentralasien und der Mongolei kooperieren. Der DLR-Projektträger setzt diese Maßnahmen im Auftrag des BMBF um.

Hierzu fokussieren die Bekanntmachungen des BMBF auf zwei Schwerpunkte: die Förderung von Mobilitätsmaßnahmen im Sinne der Anbahnung und Vorbereitung von Forschungsvorhaben (bspw. WTZ-Bekanntmachungen“, „Definitionsprojekte“ oder „Travelling Conferences“) und die Förderung von Pilot- und Forschungsprojekten (bspw. „Forschung für Entwicklung“ oder „CLIENT II“).

Entwickelt entlang der Sustainable Development Goals stehen hierbei die folgenden thematischen Schwerpunkte im Vordergrund der Forschungsförderung: Klima- und Umweltfragen, nachhaltiges Landmanagement, Energieeffizienz, Naturrisiken, Materialwissenschaft, Produktionstechnologien, Innovation, Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft.

Zu den regelmäßig aufgelegten Förderbekanntmachungen zählt das seit 2010 kontinuierlich weiterentwickelte Format der "Partnerschaften für nachhaltige Problemlösungen in Schwellen- und Entwicklungsländern – Forschung für Entwicklung". Im Fokus stehen der Auf- und Ausbau von Forschungspotenzialen in der Region. Wichtige Rollen spielen dementsprechend der wechselseitige Transfer von Informationen und Wissen sowie die Förderung von NachwuchswissenschaftlerInnen.

Basierend auf den mit Usbekistan unterzeichneten Abkommen und Erklärungen werden seit 2012 regelmäßig (zuletzt 2016 und 2020) Bekanntmachungen zur bilateralen (d.h. von der deutschen und usbekischen Seite gemeinsam umgesetzten) Förderung von Mobilitätsmaßnahmen im Sinne der Vorbereitung gemeinsamer Forschungsvorhaben veröffentlicht.

Mit der Förderung von „Vernetzungs- und Sondierungsreisen deutscher Hochschulen und Forschungseinrichtungen („Travelling Conferences“)“ zielt das BMBF auf die Entwicklung von Forschungskooperationen mit der Region. Hierzu werden Veranstaltungsreihen im Südkaukasus, in Zentralasien und der Mongolei gefördert.

Zudem fördert die Fachabteilung die referatsübergreifende BMBF-Fördermaßnahme „CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“. Eingebettet in das Rahmenprogramm Forschung für nachhaltige Entwicklung (FONA3) zielt die Bekanntmachung auf die Förderung nachfrageorientierter Forschungskooperationen. Hierzu sollen für konkrete Herausforderungen im Partnerland unter Einbindung von Vertretern aus Wirtschaft und Verwaltung innovative und nachhaltige Lösungsansätze gefunden werden.

Höhepunkte der bilateralen Kooperation

Durch Delegationsreisen, Veranstaltungen und die bereits aufgeführten Förderbekanntmachungen werden die mit den Staaten der Region unterzeichneten Abkommen und Erklärungen mit Leben gefüllt. Hieraus ergeben sich Jahr für Jahr zahlreiche Kooperationshöhepunkte, von denen nur eine Auswahl hervorgehoben werden kann:

Im Jahr 2017 wurde Deutschland im Rahmen des jährlich stattfindenden „Tashkent International Innovation Forum (TIIF)“ zum Partnerland gewählt. Für die Mitgestaltung des Forums reiste unter Leitung des BMBF eine hochrangig besetzte Delegation von Vertretern des deutschen Forschungs- und Innovationssystems nach Usbekistan. Im Zuge der Delegationsreise wurden weitere Aktivitäten zum Ausbau der deutsch-usbekischen Zusammenarbeit vereinbart. Mit dem Ziel der Sicherstellung der regionalen politischen Unterstützung der Fördermaßnahme CLIENT II reiste im gleichen Jahr eine von Vertreterinnen aus zwei Abteilungen des BMBF geführte Delegation nach Kasachstan und Kirgistan.

Im Jahr 2018 besuchte eine usbekische Delegation unter der Leitung des Vizeministers für die innovative Entwicklung das BMBF. Im Herbst des gleichen Jahres nahm in Almaty das BMBF-geförderte CLIENT-II-Projektbüro „INZA Innovationsbüro Zentralasien“ seine Arbeit auf. Dieses übernimmt als regionales Projektbüro Koordinations- Transfer und Vernetzungsaufgaben für die im Rahmen von CLIENT II in der Region agierenden Projekte. Zudem dient es als Kommunikations- und Informationsschnittstelle zwischen dem Fördermittelgeber und den in der Zielregion wirkenden Projektverbünden. Darüber hinaus hat es die Aufgabe, zur Verstetigung der in den Projekten erlangten Ergebnisse und daraus resultierenden Innovationen beizutragen. Dies soll durch eine Vernetzung der Beteiligten Projektverbünde mit Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik der Länder Zentralasiens erreicht werden.

Im Januar 2019 unterzeichneten das BMBF und das Ministerium für innovative Entwicklung der Republik Usbekistan eine Absichtserklärung zur Umsetzung einer deutsch-usbekischen Innovationspartnerschaft. Diese zielt auf den Ausbau und die nachhaltigere Gestaltung der Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie sowie die Stärkung der Zusammenarbeit im Bereich Innovation. Von 2019 bis 2022 unterstützte zudem ein Beamter des BMBF das Ministerium für innovative Entwicklung der Republik Usbekistan als hochrangiger Berater mit dem Ziel, die Zusammenarbeit im Rahmen der Innovationspartnerschaft zu intensivieren und die Kooperation zwischen Deutschland und Usbekistan weiter abzustimmen. In diesem Rahmen reisten 2019 auch 13 usbekischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler nach Deutschland, um das deutschen Wissenschaftssystem kennenzulernen. Im Mai 2023 wurde die deutsch-usbekische Innovationspartnerschaft mit der Unterzeichnung einer weiteren Gemeinsamen Absichtserklärung zur Zusammenarbeit in Wissenschaft, Forschung und Innovation erneut bekräftigt.

Erfolgsprojekte (Auswahl)

Die aufeinander aufbauenden und vom BMBF geförderten Netzwerkprojekte AGRIWANET und ANICANET zielten darauf ab, die komplexen Zusammenhänge zwischen Bodenreformen, Wasserverfügbarkeit und Landbewirtschaftung in der Region Zentralasien zu untersuchen. Hieran beteiligten sich Wissenschaftler aus allen 5 zentralasiatischen Ländern im Rahmen eines von Deutschland aus geleiteten, internationalen Konsortiums. Zugleich boten die Projekte Ausbildungsangebote, von denen zahlreiche Nachwuchswissenschaftler der Region profitierten, während die länderübergreifende, koordinierte Datensammlung und ihre Veröffentlichung die vorhandene Forschungsinfrastruktur zur Agrarentwicklung in Zentralasien erweiterten und die Projektaktivitäten zu einer Erhöhung der Forschungskompetenz der beteiligten Institutionen führten. Fördergrundlage war die oben vorgestellte Bekanntmachung „Forschung für Entwicklung“.

Mit TransMoMo wurde der gezielte Wissenstransfer aus dem langjährigen Forschungsvorhaben zum integrierten Wasserressourcenmanagement (IWRM) in der Mongolei nach Kasachstan vorbereitet. Hierzu wurden die wissenschaftlichen Grundlagen eines IWRM erörtert, die Voraussetzungen zum Monitoring des Zustandes der Wasserressourcen herausgearbeitet, Lösungen zur Sicherung der Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung diskutiert und schließlich noch bestehende Hemmnisse zur Umsetzung eines IWRM in Kasachstan identifiziert. Fördergrundlage war die oben vorgestellte Bekanntmachung „Travelling Conferences“.