Israel

Die Wissenschaftskooperation war Wegbereiterin der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Heute besteht eine einzigartige Kooperationsstruktur, zu der neben der Zusammenarbeit der Ministerien Stiftungen und langjährige Programme beitragen. Deutschland ist darüber hinaus der wichtigste Partner Israels in den EU-Forschungsprogrammen, an denen das Land seit 1996 teilnimmt.

Collage aus deutscher und israelischer Flagge

© Павел Кусмарцев / iStock / Thinkstock

Fördermöglichkeiten

Über aktuelle Bekanntmachungen zur deutsch-israelischen Kooperation in Forschung, Innovation und Bildung informiert die Rubrik Förderangebote auf cogeril.de. Dort finden sich auch Hinweise zur weiterführenden Beratung.

Politischer Rahmen

Die aktuelle (Stand: Januar 2024) Kooperation ist beeinflusst durch die instabile Lage in Israel und der Region – sie ist deshalb kurzfristigen Anpassungen unterworfen.

50 Jahre deutsch-israelische Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie

2023 feierten Israel und Deutschland 50 Jahre erfolgreicher wissenschaftlich-technologischer Zusammenarbeit (WTZ).

Die deutsch-israelische Forschungszusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem israelischen Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Technologie (MOST) basiert auf einem Briefwechsel aus dem August / September 1973. Bereits seit 1969 besteht das Deutsch-Israelische Programm zur Zusammenarbeit in der Berufsbildung.

Säulen der Zusammenarbeit

Neben der interministeriellen Forschungskooperation zwischen dem BMBF und den israelischen Ministerien für Innovation, Wissenschaft und Technologie (MOST) sowie für Wirtschaft und Industrie (MOE) bilden mehrere Stiftungs- und große Förderprogramme (Minerva, GIF, DIP, Martin-Buber) die zweite Säule der Zusammenarbeit.

Die Minerva-Stiftung Gesellschaft für die Forschung mbH besteht seit 1963 und markierte den Beginn der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Israel. 1973 wurde die interministerielle Kooperation mit dem MOST aufgenommen, 2000 folgte eine Vereinbarung mit dem MoE. Insgesamt wurden bislang Forschungseinrichtungen beider Länder in fast 700 gemeinsamen Projekten im Rahmen von Fachprogrammen des BMBF und der Partnerministerien gefördert. Ein weiteres Kernstück der Zusammenarbeit ist die 1986 gegründete Deutsch-Israelische Stiftung für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung (GIF). Im Rahmen der Deutsch-Israelischen Projektkooperation (DIP) unterstützt das BMBF seit 1997 disziplinübergreifende große deutsch-israelische Projekte. Seit 2008 wird die DIP durch die DFG betreut. Der Stiftungsfonds Martin-Buber-Gesellschaft der Forschungsstipendiatinnen und Forschungsstipendiaten in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften wurde Ende 2009 gegründet.

Auch um den Friedensprozess im Nahen Osten zu fördern, unterstützte das BMBF mehrfach multilaterale Kooperationsprojekte mit Israel und seinen arabischen Nachbarn, vorwiegend in den Bereichen Meeresforschung sowie Umwelt- und Wassertechnologien.

Schwerpunkte in der Zusammenarbeit

Internetplattform zur Deutsch-Israelischen Zusammenarbeit

Die Internetplattform cogeril.de – „Deutsch-Israelische Zusammenarbeit“ bietet Informationen zu aktuellen Fördermöglichkeiten sowie zur Geschichte und Struktur der deutsch-israelischen Wissenschaftskooperation. Einzigartig ist diese Zusammenarbeit, da durch die intensive wissenschaftliche Kooperation auch die diplomatischen Beziehungen vertieft wurden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus beiden Ländern können sich hier über die wichtigsten Themenfeldern und zu aktuellen Förderungsmöglichkeiten informieren. Außerdem werden die Forschungslandschaften beider Länder vorgestellt. 2023 erhielt die Website anlässlich des 50jährigen Bestehens der Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ) zwischen Israel und Deutschland ein neues Design.

Themen und Struktur der Kooperation

Im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit deutscher und israelischer Ministerien liegen Kooperationsschwerpunkte in den Bereichen Lebenswissenschaften (v. a. Krebsforschung), Umwelt- und Energieforschung (z. B. Wassertechnologien sowie Meeres- und Geowissenschaften), Schlüsseltechnologien (Zivile Sicherheit, Photonik, Nanotechnologien, Batterieforschung) sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften. In der Berufsbildung arbeiten beide Länder seit 1969 intensiv zusammen. Großen Anteil an der Zusammenarbeit haben die vom BMBF finanzierten Stiftungen und großen Programme Minerva, German Israeli Foundation (GIF), Deutsch-Israelische Projektkooperation (DIP) und der Stiftungsfond Martin-Buber-Gesellschaft. Darüber hinaus sind die durch das BMBF und andere Bundesministerien geförderten Mittlerorganisationen (Alexander von Humboldt-Stiftung, Deutscher Akademischer Austauschdienst) sowie private Stiftungen an der Förderung der Zusammenarbeit beteiligt.

Die Förderung deutsch-israelischer Verbundprojekte von Wissenschaft und Wirtschaft setzt seit einigen Jahren einen Akzent auf anwendungsorientierte industrienahe Forschung. 2011 wurde ein Regierungsabkommen über bilaterale Zusammenarbeit in industriegeführter Forschung und Entwicklung und auf dem Gebiet der beruflichen Aus- und Weiterbildung unterzeichnet.

Minerva finanziert Forschungzentren an israelischen Universitäten und Forschungseinrichtungen, bietet ein umfangreiches Stipendienprogramm für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler und fördert Projekte am Weizmann Institute of Science (WIS). Zwischen 2008 und 2019 wurde der ARCHES-Preis an deutsch-israelische Nachwuchsteams vergeben.

Die GIF fördert Spitzenforschung in sämtlichen Wissenschaftsdisziplinen mit jährlich wechselnden Prioritäten. Darüber hinaus wurde 2000 ein Sonderprogramm für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler (Young Scientists Program) ins Leben gerufen. Die Stiftung hat 2021 durch die Auflegung des NEXUS-Programmes in zwei Förderlinien (Collaborative Track und Solo Track für Nachwuchswissenschaftler:innen) ihr reguläres Förderprogramm neu strukturiert. Der zweite GIF Nexus Call wurde Ende 2023 veröffentlicht.

Im Rahmen des von der DFG betreuten Exzellenzprogramms DIP können israelische Universitäten und das Weizmann-Institut Vorschläge für Projekte einreichen, an denen deutsche Forschungspartner beteiligt sind. Das Programm ist themenoffen mit Schwerpunkten in den Natur- und Lebenswissenschaften.

Der Stiftungsfonds Martin-Buber-Gesellschaft der Forschungsstipendiatinnen und Forschungsstipendiaten in den Geistes-, Kultur und Sozialwissenschaften dient der Stärkung der interdisziplinären Kooperation in diesen Feldern. Jährlich werden zehn neue Stipendien für gemeinsame Forschungen an der Hebrew University Jerusalem vergeben. Mehrere Minerva-Zentren sind geistes- und sozialwissenschaftlichen Themen gewidmet. Über die bilaterale Kooperation ist Israel ein wichtiger Partner in den vom BMBF geförderten Käte-Hamburger-Kollegs und den Geisteswissenschaftlichen Zentren.

Höhepunkte der bilateralen Kooperation

Nanotechnologie

Der ehemalige Staatssekretär Thomas Rachel und der damalige Generaldirektor im israelischen Wirtschaftsministerium Amit Lang vereinbarten 2016 das Programm zur Förderung von angewandter Forschung und Technologietransfer in der Nanotechnologie.

Im November 2016 veröffentlichten daraufhin Deutschland und Israel eine Förderbekanntmachung zur Kooperation in der Angewandten Nanotechnologie. Anfang 2018 starteten zwölf gemeinsame Projekte. Beide Länder investieren jeweils etwa acht Millionen Euro in die Projekte mit dreijähriger Laufzeit. Das mid-term meeting zur bilateralen Bekanntmachung fand im Februar 2019 in Bonn statt. Die Abschlussveranstaltung erfolgte im November 2021 online.

Krebsforschung

Das deutsch-israelische Kooperationsprogramm zur Krebsforschung besteht bereits seit 1976 und wird vom DKFZ mit Mitteln des BMBF betrieben. Bislang wurden etwa 200 Tandemprojekte gefördert. Mit den (bisher 10) Sommer- und Winterschulen erfolgt in diesem Rahmen auch eine Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Zuge der COVID-19-Pandemie kam es zu gemeinsamen Forschungsaktivitäten von DKFZ und Weizmann-Institut (WIS). Weitere Informationen zur Zusammenarbeit in der Krebsforschung

Wassertechnologie

Die Kooperation in der Wassertechnologie läuft seit 1974; seit 1997 auch multilateral unter Beteiligung deutscher, israelischer, jordanischer und palästinensischer Forschungseinrichtungen. Vom 25. bis 27. Oktober 2022 fand in Ashdod, Israel, die jüngste Statuskonferenz des Deutsch-Israelischen Wassertechnologieprogramms statt. Den Tagungsbericht in englischer Sprache können Sie hier herunterladen. Die aktuelle Bekanntmachung wurde zur Jahreswende 2023/2024 publiziert. Sie ist bis zum 13.03.2024 geöffnet . Deutschland und Israel sind darüber hinaus gemeinsam im multilateralen Programm „Wasserforschung im Nahen und Mittleren Osten“ (Middle East Water Research Cooperation Program, MEWAC) engagiert.

Meeresforschung

Seit 1977 werden Projekte in der Meeresforschung gefördert, seit 2002 nach einem gemeinsamen Aktionsplan („German-Israeli Cooperation in Marine Sciences and Geosciences“).

Batterieforschung

Eine Vereinbarung des BMBF mit dem MOE zur Batterieforschung wurde anlässlich der Deutsch-Israelischen Regierungskonsultationen im Dezember 2012 unterzeichnet. Seit 2014 gibt es zwischen Deutschland und Israel eine gemeinsame „Batterieschule“, kurz GIBS (German-Israeli Battery School) für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Im September 2016 wurde die erste gemeinsame Initiative „Neue Materialien für Batteriesysteme – Förderung deutsch-israelischer Forschungskooperationen“ veröffentlicht; eine zweite Bekanntmachung erfolgte 2018. Der fünfte Workshop der GIBS fand statt am 02.03.2023 in Israel.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Viele Kooperationsprogramme (z. B. Batterieforschung) schaffen durch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses die Basis für eine langfristige Kooperation in der Zukunft. Die Ausschreibung in der Wassertechnologie wird von einem Young Scientists Exchange Programme für Forschungsaufenthalte im jeweils anderen Land begleitet. Die GIF vergibt beipielsweise in ihrem Nachwuchsprogramm jährlich Jahresstipendien.

Das BMBF fördert darüber hinaus zwischen 2020 und 2023 mit ca. 150.000 Euro ein trilaterales Promotionskolleg für israelische, palästinensische und deutsche Studierende, die Wasatia Graduate School der Universität Flensburg.

Den Gewinnerinnen und Gewinnern im israelischen Young Scientists Wettbewerb – vergleichbar mit „Jugend forscht“ – ermöglicht das BMBF einen dreiwöchigen Aufenthalt beim International Science Camp (ISC) in Göttingen.

Im Jahr 2023 fand darüber hinaus eine deutsch-israelische Quantum Future Academy für Studierende der MINT-Fächer statt mit jeweils einer Veranstaltung in Deutschland und in Israel. 

Berufliche Bildung

Seit 1969 arbeiten Deutschland und Israel im Bereich der Berufsbildung zusammen, 2011 wurde die Kooperation durch eine Vereinbarung zwischen dem BMBF und dem israelischen Wirtschaftsministerium vertieft. 2013 beauftragte das BMBF die Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA-BIBB) mit der Durchführung des Israel-Programms. Kerninhalte sind der Auszubildenden-Austausch, der Expertenaustausch durch gegenseitige Study Tours sowie die Bildung gemeinsamer Expertenteams. 

Europäische Kooperation

Israel ist seit 1996 assoziierter Partner des Europäischen Forschungsrahmenprogramms. Die starke Beteiligung israelischer Forscherinnen und Forscher an Kooperationsprojekten belegt die Bedeutung der europäischen Kooperation für das israelische Forschungssystem. Im 7. FRP waren israelische Partner an 1621 Kooperationen beteiligt. Des Weiteren engagierte sich Israel im 7. FRP stark beim Aufbau von Forschungsinfrastrukturen. Auch an europäischen Netzwerkprojekten waren israelische Partner beteiligt. An 679 der FRP7-Projekte mit israelischer Beteiligung hatte auch mindestens ein deutscher Partner teil. Deutschland war der häufigste Partner Israels in diesen Kooperationsprojekten.

Am 08.06.2014 unterzeichnete Israel das Assoziierungsabkommen zum Rahmenprogramm Horizont 2020. Insgesamt beteiligten sich 564 Einrichtungen aus Israel an 1.629 Projekten an Horizont 2020. Israels engster Kooperationspartner in Horizont 2020 war wie beim Vorgängerprogramm Deutschland, gefolgt von Spanien an zweiter und Italien an dritter Stelle. Deutsche und israelische Einrichtungen kooperierten in insgesamt 603 Projekten, d.h. in rund 37% aller Projekte mit israelischer Beteiligung waren auch deutsche Einrichtungen vertreten. Die EU hat Israel am 06.12.2021 als assoziiertes Land in das Rahmenprogram für Forschung und Innovation Horizont Europa aufgenommen. Israelische Forschende und Einrichtungen können damit unter den gleichen Bedingungen an dem Programm teilnehmen wie jene aus EU-Mitgliedsstaaten. Bis September 2023 beteiligten sich 146 israelische Einrichtungen an 448 Projekten in Horizont Europa. Deutsche und israelische Einrichtungen kooperieren in Horizont Europa bislang in 172 Projekten. In rund 38% aller Projekte mit israelischer Beteiligung sind also auch deutsche Einrichtungen vertreten.

Israel ist Vollmitglied in EUREKA, dem europäischen Netzwerk für industrielle, marktorientierte Forschung. EUREKA bietet neben den bilateralen Abkommen zusätzliche Möglichkeiten für die technologische Kooperation zwischen israelischen und deutschen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Israel ist an etwa einem Viertel aller aktuellen EUREKA-Projekte beteiligt. Israel ist ebenfalls an Eurostars, einem Programm für forschungstreibende KMU, das 2008 gemeinsam von EUREKA und der Europäischen Kommission gestartet wurde, beteiligt. Ferner ist das Land kooperierender Partner der European Cooperation in the Field of Scientific and Technical Research (COST).

PRIMA (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) ist eine Maßnahme nach Artikel 185 AEUV mit dem Ziel, nachhaltige neuartige Lösungen für Wassermanagement, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu entwickeln. Derzeit beteiligen sich Deutschland und Israel mit weiteren 17 Ländern Europas sowie des südlichen und östlichen Mittelmeerraums an PRIMA. Die PRIMA Calls 2024 werden voraussichtlich im ersten Quartal des Jahres veröffentlicht. Eine nationale Online-Infoveranstaltung zu PRIMA in deutscher Sprache findet am 31. Januar 2024 statt.