Das Strategieforum für Internationale Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie (Strategic Forum for International S&T Cooperation, SFIC) trägt zur Internationalisierung des Europäischen Forschungsraums bei. Die EU-Kommission, die EU-Mitgliedstaaten und die zum EU-Forschungsrahmenprogramm Assoziierten Staaten tauschen sich über internationale Forschungs- und Innovationsaktivitäten aus und versuchen diese sinnvoll zu bündeln und Synergien zu finden.

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Aktuelles
Das Strategieforum veröffentlicht regelmäßig Stellungnahmen. So wurde zuletzt eine Stellungnahme zur Relevanz von internationaler Kooperation in Forschung und Innovation (F&I) im Rahmen des Europäischen Forschungsraums (EFR) sowie des anstehenden Forschungsrahmenprogramms Horizont Europa verabschiedet. Hochaktuell ist zudem eine SFIC -Stellungnahme von Mai 2020 zur internationalen F&I-Zusammenarbeit in Zeiten der Covid-19-Pandemie.
Ziele und Aktivitäten
SFIC ist ein Empfehlungsgremium auss EU-Kommission, EU-Mitgliedstaaten (Mitglieder) sowie Assoziierten Staaten (Beobachter). Es berät den Rat und die Kommission. Zu diesem Zweck verfolgt SFIC schwerpunktmäßig die folgenden Aufgaben:
- Prioritäten für internationale Forschungs- und Innovationskooperation setzen, mit Hilfe einer langfristigen Strategie einerseits und konkreten Aktivitäten andererseits
- Stärken Europas in Forschung und Innovation zu identifizieren, um den globalen Herausforderungen zu begegnen
- Vermittler und Koordinierungsstelle zwischen Kommission und Mitgliedstaaten sein
- Austausch untereinander voran treiben und gegenseitiges Lernen ermöglichen
SFIC identifiziert sich ergänzende Aktivitäten einzelner Mitgliedstaaten und der EU-Kommission. Dabei versucht das Forum einen „europäischen Mehrwert“ zu bilden. Durch Öffnen nationaler Programme, ähnliche Schwerpunktsetzung in bilateralen Kooperationen oder Verknüpfung von Initiativen auf politischer Ebene wird Zusammenarbeit in die Praxis umgesetzt. Kernaufgabe von SFIC ist, bestehende Initiativen, Projekte und Mittel in der Internationalen Kooperation (International Cooperation, INCO) sinnvoll zu bündeln, so dass keine zusätzlichen Mittel benötig werden.
Ende 2020 veröffentlichte das Strategieforum (SFIC) eine Stellungnahme als Antwort auf die Mitteilung der Kommission vom 30.09.2020. In der Stellungnahme unterstreicht das Forum europäische Strategien, wie der europäische „Green Deal“ und die „Digitale Agenda“ tatsächlich umzusetzen. Diese Strategien erfordern eine enge Zusammenarbeit mit Partnern aus der ganzen Welt.
Darüber hinaus verdeutlicht die Stellungnahme, dass wichtige Entwicklungen, wie künstliche Intelligenz und große Datenmengen, aus anderen Regionen als Europa kommen (sogenannte Drittländer). Aus diesem Grund ist ein gemeinsamer Ansatz notwendig, wie mit den Drittländern, zusammengearbeitet werden kann und wie Europa in diesem sich rasch verändernden Umfeld positioniert werden kann.
Mit Blick auf einen „neuen Europäischen Forschungsraum“ empfiehlt SFIC die Aufnahme von internationalen Kooperations-Aktivitäten in die Beschlussvorlagen des Rates sowie eine bessere Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten und der EU-Kommission in bilateralen und multilateralen Zusammenhängen.
Struktur
Die EU-Kommission hat in ihrer Mitteilung vom 24.09.2008 einen strategischen Rahmen für die internationale Kooperation in Forschung und Technologie formuliert, der vom Europäischen Rat am 02.12.2008 mit der Schlussfolgerung zur Etablierung eines Strategieforums für die internationale Wissenschaftskooperation (SFIC – Strategic Forum for International S&T Cooperation) umgesetzt wurde.
Seit Inkrafttreten tagt SFIC vier Mal jährlich im Plenum unter Leitung seines Vorsitzes und mit Unterstützung des SFIC-Ratssekretariates. SFIC-Aktivitäten werden auf Initiative eines oder mehrerer Mitglieder im Plenum angestoßen und dann zumeist in Arbeitsgruppen konkretisiert. Die Arbeitsgruppen haben einen regionalen oder thematischen Fokus. Gibt es ad hoc ein Thema, welches einige Mitglieder interessiert, wird eine Task Force eingesetzt und teilweise im laufenden Prozess noch als Arbeitsgruppe mandatiert.
SFIC-Arbeitsweise
Überwiegend haben die Arbeitsgruppen einen Länder- oder regionalen Fokus. Aktuell gibt es eine Afrika-Arbeitsgruppe; in der Vergangenheit gab es bereits Arbeitsgruppen zu Brasilien, China, Indien, Russland und USA. Diese Arbeitsgruppen erarbeiten in der Regel Maßnahmen, um bestimmte Ziele in der Forschungszusammenarbeit mit dem gegebenen Land zu erreichen. Es wurden beispielsweise Strategische Forschungsagenden mit thematischen Schwerpunkten ausgearbeitet und gemeinsam der Dialog mit dem internationalen Partnerland gesucht (Indien, Brasilien). Dabei werden die europäischen Wissenschaftsreferenten vor Ort eingebunden und es wird eng mit relevanten thematischen EU-Projekten, Joint Programming oder nationalen Initiativen zusammengearbeitet.
Die thematischen Arbeitsgruppen befassen sich mit übergeordneten Fragestellungen der Kooperation mit Drittstaaten. So existiert derzeit eine Task Force zur Wissenschaftsdiplomatie. Sie strebt an, eine gemeinsame Agenda für die Europäische Wissenschaftsdiplomatie zu erarbeiten. Priorität hat dabei der erhöhte Austausch zu aktuellen wissenschaftsdiplomatischen Strategien, Arbeitsprozessen und Aktivitäten. Eine Benchmarking Arbeitsgruppe hat im Jahr 2019 die verwendeten Ansätze und Instrumente der internationalen Forschungskooperation der im Forum vertretenen Staaten herausgearbeitet und verglichen.
SFIC hat zudem einen Vorsitz, der alle drei Jahre von den SFIC-Mitgliedern gewählt wird. Seit Oktober 2019 hat die Österreicherin Martina Hartl den SFIC-Vorsitz inne. Sie ist stellvertretende Referatsleiterin des Referats für internationale Forschungskooperationen im österreichischen Ministerium für Bildung und Forschung. Der stellvertretende Vorsitz wird jeweils von einem anderen Mitgliedstaat ausgeübt und zeitversetzt gewählt. Seit März 2017 ist Tiina Vihma-Purovaara aus dem finnischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur stellvertretende Vorsitzende von SFIC.
In SFIC sitzen zumeist Vertreterinnen und Vertreter der Forschungsministerien der Länder. Für Deutschland ist dies das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das Internationale Büro unterstützt das BMBF in sehr enger Zusammenarbeit bei der Mitarbeit in SFIC.
Alle Mitglieder agieren auf der Basis der variablen Geometrie, d.h. sie müssen nicht jede Initiative einstimmig mittragen, sondern nur die, die auch für die nationalen Ziele und die politische Schwerpunktsetzung relevant sind.
Zusammenarbeit mit Drittländern
SFIC realisiert den „europäischen Mehrwert“ auch indem es gemeinsam mit der EU-Kommission und dem Europäischen Auswärtigen Dienst politische Dialogprozesse mit internationalen Partnerländern und -regionen (bspw. mit Südostasien (EU-ASEAN) gestaltet. Die Dialoge dienen dem Austausch und der Stärkung der politischen Partnerschaft in Forschung und Entwicklung. Für diese Dialoge versucht SFIC aktiv eine abgestimmte gesamteuropäische Position vorzubereiten.
SFIC stärkt zudem die internationale Dimension des Europäischen Forschungsraums (EFR), indem es sich in Abstimmungsprozesse mit der Kommission zur Weiterentwicklung der EFR-Strukturen einbringt. Der EFR steht für einen gemeinsamen Raum der EU-Mitgliedstaaten für Forschung und Innovation. Forschende, wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien sollen frei zirkulieren. Mit Blick auf den EFR spricht SFIC Empfehlungen (bspw. zur EU-Forschungsförderung) an den Rat und die Kommission aus.
Budget
Finanzielle, strukturelle und personelle Ressourcen von SFIC kommen aus nationalen und EU-Mitteln.