Deutsch-Tunesische Kooperation entwickelt offene Produktionsinfrastruktur für den tunesischen Textilsektor

Autorin: Sissy-Ve Basmer-Birkenfeld  | Helmut Schmidt Universität

Vom 22. bis 25. März 2023 fand ein erfolgreicher Open-Source-Maschinenbau-Workshop zur gemeinsamen Entwicklung von Open-Source-Hardware in Tunis statt. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, haben die tunesischen Partner unter der Leitung der Helmut-Schmidt-Universität erfolgreich Open-Source-Maschinen für den Einsatz in der lokalen Textilindustrie gebaut.

CNC-Fräsmaschine
Im Workshop entwickelte Fräsmaschine © ENIT

In nur 4 Tagen, vom 22. bis 25. März, haben 50 Teilnehmende einen Open Source Laserschneider, eine Open Source CNC-Fräsmaschine und drei Open Source 3D-Drucker an der National Engineering School of Tunis (ENIT) - Tunis el Manar gebaut. Der Workshop wurde im Rahmen des deutsch-tunesischen Forschungsprojektes PISWI durchgeführt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Dieses Projekt zielt darauf ab, technologische Lern-, Produktions- und Innovationslücken durch die Implementierung von OpenLabs zu schließen, um die Machbarkeit zu testen und politische Empfehlungen für den tunesischen Textilsektor abzuleiten.

"Als Projektleiter ist es immer eine große Genugtuung zu sehen, wie die verschiedenen Partner und Teilnehmenden der Workshops mit einer solchen Motivation zusammenkommen, um zu lernen und Ideen auszutauschen. Die 4 Tage des Workshops waren sehr arbeitsintensiv, aber auch lohnend. Wir haben es geschafft, die fünf geplanten Maschinen fertigzustellen, was allein schon ein großer Erfolg ist, aber darüber hinaus haben die Teilnehmenden geäußert, dass sie sich nun besser in der Lage fühlen, das erlernte Wissen beim Bau und bei der Reparatur anderer Maschinen anzuwenden", so der Projektleiter Dr. Juan Manuel Grados Luyando.

Die ungleiche sozial-räumliche Verteilung von Wertschöpfungsaktivitäten innerhalb globaler Produktionsnetzwerke hat zur Folge, dass Aktivitäten mit hoher Wertschöpfung wie Maschinenkonstruktion und -fertigung auf bestimmte Standorte in der Welt beschränkt sind. Dies hat zur Folge, dass eine beträchtliche Anzahl von Menschen von dem damit verbundenen Wissen und Know-how ausgeschlossen ist. Die Herausforderung besteht darin, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, indem junge Menschen in die Lage versetzt werden, digitale Produktionstechnologien zu nutzen, von internationalen Wissensnetzwerken zu profitieren und ihre eigenen Geschäftsmodelle zu entwickeln, so dass sie zu ihren eigenen Bedingungen Unternehmer:innen werden können.

Durch die Förderung der technologischen und sozioökonomischen Entwicklung von unten nach oben kombiniert das Projekt zwei Schlüsselkonzepte: Open Fabrication Laboratories und Open Source Hardware. So können die Konzepte der digitalen Produktionstechnologien, des Austausches und des Aufbaus von Wissen in Open-Source-Netzwerken zur technologischen Befähigung und sozioökonomischen Entwicklung beitragen.

Dieses Projekt ist ein Folgeprojekt des ersten PISWI-Projektes, das 2019 durchgeführt wurde. Die Forschungskooperation zielt auf das Potenzial offener Produktionsräume für technologisches Empowerment und Innovation auf der Grundlage von Open Source Appropriate Technology (OSAT). Sie schlägt die Entwicklung, Umsetzung und Verbreitung von OpenLabs als Räume für technologisches Erfahrungslernen, Hardware-Produktentwicklung und Innovation unter Verwendung von OSAT vor und trägt damit zur Entwicklung einer offenen Produktionsinfrastruktur in Tunesien bei. Um dies zu erreichen, verwenden die Forschungspartner einen partizipativen Forschungsansatz, der Nutzende und potenzielle Zielgruppen in die Entwicklungs-, Implementierungs- und Evaluierungsphasen einbezieht. In einer vertiefenden explorativen Einzelfallstudie wird untersucht, wie und unter welchen Bedingungen OSAT und offene Produktionsräume für technologisches Empowerment und Innovation im Bereich der digitalen Fertigung und des Produktdesigns zu neuen Wegen der Wertschöpfung beitragen können.

Die Durchführung und Umsetzung des Projektes erfolgt in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren aus Forschung und Industrie im tunesischen Textilsektor. Das Forschungsnetzwerk wird vom Laboratorium Fertigungstechnik/ New Production Institute der Helmut-Schmidt-Universität koordiniert, während das lokale Projektmanagement von der National Engineering School of Tunis (ENIT) - Tunis el Manar durchgeführt wird. Die Partner für die laufende Projektdurchführung sind die National Engineering School of Monastir (ENIM), das Higher Institute of Technology Studies Ksar Hellal (ISET) und das Monastir-El Fejja (la Manouba) competitiveness cluster, mfcpole.

Projektdauer: 1. April 2021 - 31. März 2024

Kontakt:

Dr.-Ing. Tobias Redlich
Helmut-Schmidt-Universität
Laboratorium Fertigungstechnik/ New Production Institute
E-Mail: tobias.redlich@hsu-hh.de

Dr. rer. nat. Juan Manuel Grados Luyando
Helmut-Schmidt-Universität
Laboratorium Fertigungstechnik/ New Production Institute
E-Mail: gradoslj@hsu-hh.de