Rumänien

In der Folge des EU-Beitritts Rumäniens 2007 hat sich Deutschland zu einem seiner wichtigsten Partner entwickelt. Deutsche Fachleute und Technologien werden intensiv nachgefragt, wenn es darum geht, Initiativen und Impulse im Rahmen des Europäischen Forschungsraums voranzubringen. Rumänien besitzt traditionelle Forschungsstärken in der Grundlagenforschung und im ingenieurwissenschaftlichen Bereich.

Rumänische Akademie der Wissenschaften

© Ralf Hagedorn / DLR

Förderung der Zusammenarbeit

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Zusammenarbeit deutscher Einrichtungen mit rumänischen Partnern durch verschiedene Förderbekanntmachungen .

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Politischer Rahmen – Nationale Strategien und Prioritäten

Rumänien ist mit seiner vielschichtigen Wissenschafts- und Forschungslandschaft eng eingebunden in den Europäischen Forschungsraum. Dabei ist Deutschland eines der beliebtesten Partnerländer rumänischer Aktivitäten und Kooperationen im europäischen Rahmen. Laut European Innovation Scoreboard gehört Rumänien der Gruppe der „bescheidenen Innovatoren“ an, erreicht also weniger als 50% des EU27-Durchschnittswerts von Innovationkennziffern. Das stark industriell geprägte Land arbeitet aber beständig auf den Ausbau von Innovationsfähigkeiten und Technologiekompetenzen hin. So hat sich die rumänische Regierung für die kommende EU-Förderphase 2021-2027 auf erste künftige Schwerpunkte festgelegt. In einem interministeriellen Memorandum für fortgeschrittene Technologien wurde der Bereich erneuerbarer Energien als vorrangiges Innovationsziel vereinbart. Maßnahmen und Aktivitäten in diesem Bereich, insbesondere für Entwicklungen der Wasserstofftechnologien, werden über ein Expertennetzwerk mit Namen „RO-HYDROHUB“ gebündelt. Ein weiterer Expertenpool wird für den Bereich künstlicher Intelligenz (KI) vorbereitet.

Eine langfristige Anstrengung der Bildungspolitik ist auf ein umfassend „Gebildetes Rumänien“ auf das Jahr 2030 gerichtet. Auf Initiative des rumänischen Präsidenten Johannis wurde 2016 das als Jahrhundertprojekt bezeichnete Programm „Romania Educata“ gestartet. Durch Austausch in aufeinanderfolgenden regionalen Bürgerforen und Fachkonferenzen wurde eine Vision für das Jahr 2030 erstellt, in der zwölf wichtige Bedarfsfelder benannt wurden. Dabei wurden konkrete Zielsetzungen für die Bereiche Vorschulbildung, Primar-/Sekundarstufe und Hochschulbildung festgelegt und Querschnittsziele definiert. Diese ambitionierten Ziele richten sich beispielsweise auf die Sicherstellung von Vorschulangeboten für mindestens 30% der unter 3-jährigen sowie für mindestens 95% der unter 6-jährigen, die PISA-Platzierung unter den weltbesten 30 Ländern oder die generelle Verringerung von Schul- und Bildungsabbrüchen.

Spektrum der Wissenschaft und Forschung in Rumänien

Über das vielfältige Land zwischen Karpaten, Donau und Schwarzem Meer verteilt sich auch eine breite Struktur von Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationseinrichtungen. So verfügt Rumänien landesweit über renommierte Hochschulen. Die Hauptstand Bukarest beherbergt neben den vorrangig ingenieurwissenschaftlichen Hochschulen der Universität Bukarest und der Politechnischen Universität zudem mit dem New Europe College, der Wirtschaftsakademie ASE und der Politikhochschule SNSPA auch sozial- und geisteswissenschaftliche Einrichtungen von internationaler Ausstrahlung. Aber gerade auch Cluj-Napoca im nördlichen Siebenbürgen mit der Babes-Bolyai-Universität, sowie Iasi im östlichen Landesteil Moldau mit der Alexander-Ioan-Cuza-Universität, oder Temeswar im westlichen Banat mit der Vest Universität, besitzt Rumänien Wissenschaftseinrichtungen mit hohem europäischem Renommee. Die Akademie der Wissenschaften Rumäniens unterhält an diesen Hauptstandorten ihre maßgeblichen Zentren und Institute.

Spezialisierte Technologieeinrichtungen bietet in Rumänien insbesondere die landesweite Struktur der gut 40 Nationalinstitute für Forschung und Entwicklung („INCD“). Diese Einrichtungen sind auf einzelne Technologiebereiche spezialisiert, sie stehen zum Großteil in Verantwortung des Ministeriums für Forschung und werden regelmäßig evaluiert und reakkreditiert. Vorrangige unter ihnen sind etwa Institute wie das „Horia Hulubei“ für den Bereich Physik und Kerntechnik, „Elie Carafoli“ im Luftfahrtbereich, „COMOTI“ in der Antriebstechnik oder „GeoEcoMar“ für Geologie und Marineumweltwissenschaften. Ein Netz von ca. 35 Technologietransferzentren und -servicestellen ist zudem zum Großteil an diesen INCDs angesiedelt.

Kooperation und Potenziale im EU-Rahmen

Viele der genannten Hochschulen und nationalen Forschungszentren sind stark in europäischen Kooperationen engagiert und maßgeblich in Horizont 2020 aktiv. Auch gehen von diesen Hochschulen und Forschungszentren besondere europäische Impulse aus. So ging die Entscheidung für die Nuklearphysikanlage der europäischen Forschungsinfrastruktur ELI an Rumänien, das „ELI-NP“ entstand in Magurele in Nachbarschaft der Universität Bukarest und des INCD „Horia Hulubei“. Das GeoEcoMar Bukarest, mit Nebensitz in Galati in Nähe des Donaudeltas, wurde Träger des internationalen Forschungszentrums „DANUBIUS-RI“, an dem zusammen mit vielen europäischen Partnern künftig Forschungsprogramme zu Flusssystemen umgesetzt werden.

Deutsche Wissenschafts- und Forschungsakteure nutzen diese Kooperationspotenziale auf vielfältige Weise. So erhöhte sich der Anteil gemeinsamer Beteiligungen deutscher und rumänischer Einrichtungen im Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 im Vergleich zu seinem Vorgänger FP7 erheblich, Schwerpunkt der gemeinsamen Beteiligungen ist die Energietechnologie. Auch die rumänische Beteiligung an BMBF-Fachprogrammen liegt aktuell auf dem höchsten Niveau der vergangenen Jahre, hier stehen Vorhaben der Mikroelektronik im Zentrum. An den Forschungszentren von ELI-NP sowie DANUBIUS-RI sind zudem bereits zahlreiche deutsche Einrichtungen engagiert, sei es im wissenschaftlichen Beirat oder im Kreis der Projektpartner.